Letztes Wochenende hat der letzte diesjährige Kurs der Ausbildung Kräuterwissen in Tattendorf stattgefunden. Zum Abschluss haben wir uns das Thema „Räuchern“ in allen Facetten vorgenommen.
Ich muss zugeben, dass es mir früher etwas fremd war, „absichtlich parfümierten Feinstaub im Haus zu verteilen“, was bisher mein Zugang zum Thema war. Auf der Terasse haben wir im Sommer hie und da Räucherstäbchen abgebrannt, nicht mehr und nicht weniger. Der Kurstag hat meine Meinung nun gründlich geändert und mir ein neues faszinierendes Anwendungsfeld für Kräuter eröffnet.
Zudem haben wir gemeinsam ein luxuriöses Mittagsmenü gezaubert und auch mein diesjähriges Pflanzenportrait über die Mistel besprochen. Zu dieser hochinteressanten Pflanze gibt es dann in einem der nächsten Beiträge mehr Information.
Das Räuchern hat eine sehr lange Tradition. Lange bevor die Menschen um die Destillation wussten, setzten sie den Duft von Hölzern, Harzen und Kräutern frei, indem sie sie auf heiße Steine oder in die Glut legten. So wurde das Räuchern zur Wurzel der heutigen Aromatherapie und Parfümerie (lat. „per fumum“ = „durch den Rauch“!).
Es zählt auch zu den ältesten rituellen Praktiken der Menschheit. Schamanen, Seher und Priester und ihre Kolleginnen versetzten sich mit dem Rauch teilweise bewusstseinsverändernder Stoffe in Trance, und auch der Weihrauch fand seinen Weg in die Kirchen. Wobei dieser im Mittelalter zusätzlich einen sehr profanen Zweck erfüllte, nämlich die Körpergerüche der dichtgedrängten Kirchenbesucher zu übertünchen, der mangels moderner Hygienemaßnahmen nicht immer ganz so leicht zu ertragen gewesen sein dürfte.
Geräuchert wurde in allen Kulturen, bei Zeremonien, Festen, zur Desinfektion der Luft, bei Heilungen, am Kranken- und Sterbelager etc. Noch heute erinnert man sich auch bei uns in den Raunächten an diese Bräuche. Die Räucherdüfte sprechen dabei einen unserer ältesten Sinne an – den Geruchsinn – und wecken darüber Gefühle und beeinflussen unsere Stimmung.
Wie wird geräuchert?
Die (getrockneten) Zutaten der gewünschten Räuchermischung werden erst im Mörser zerkleinert und so optimal verbunden, damit die ätherischen Öle gut verteilt werden und eine gute Verglimmung gewährleistet ist. Dann kann das Räuchergut auf speziellen Räucherkohlen oder in Räucherstövchen oder -pfannen verglimmt werden, wobei man den Duft nie direkt einatmen, sondern nur sanft verfächern sollte. Und natürlich darf auf’s Lüften nicht vergessen werden.
Zum Ausprobieren hat jeder seine eigene Räuchermischung kreiert. Hier mein „Rezept“, mit dem ich sehr zufrieden bin:
Zypresse
Rosmarin
Zitronenthymian
Dammar
Eberraute
zu etwa gleichen Teilen gemischt wirkt für mich erfrischend und konzentrationsfördernd.
Eine andere interessante Sache möchte ich hier noch erwähnen, die ich bisher auch nicht gekannt habe – den
Zunderschwamm
Man findet ihn v.a. an (geschwächten) Buchen und Birken, schneidet ihn in handliche Stücke und trocknet ihn. Wenn man ihn anzündet, verglimmt er langsam, was ihn zu einer idealen Unterlage für Räuchergut macht.
Hier noch ein paar Fotos von unserem hervorragenden Mittagsmenü:
Forellenfilets mit Ingwerschaum, Rote-Rüben-Würfel mit Wasabi-Sesam und Kürbisbällchen. Rezept folgt in einem der kommenden Beiträge.
Dessert: Schlagcreme mit karamellisierten Kürbiskernen:
Als zweite Vorspeise gab’s Nuss-Aufstriche und mein Knusperbrot, als Hauptspeise einen feinen Kürbisstrudel.