Mein Viktor entwickelt sich wirklich prächtig und macht mir sehr viel Freude. Mittlerweile verbringt er den Tag draußen in seinem Verschlag auf der Wiese, wo er sich die Zeit mit baden, fressen, schlafen und Gras zupfen vertreibt. In der Nacht muss er wegen der im Moment doch sehr tiefen Temperaturen noch herein in seinen kleinen Käfig.
Auch Freigang gibt es jeden Tag, wobei er in einem Aktionsradius von ein paar Metern um mich herumstiefelt, aber dann immer wieder mit schnellen Watschelschritten zu mir zurückkehrt.
Auf der Brust und am Schwanz sprießt tatsächlich schon das Erwachsenen-Gefieder. Es schaut noch ziemlich „zerfleddert“ aus, aber nimmt man die Ente hoch, so fühlt sie sich durch die wachsenden Stoppeln schon zunehmend rauh an.
Mir erscheint das Gefieder auch immer wasserabweisender. Zu Beginn war der Kleine nach kurzer Zeit im Bad waschelnass, weshalb man Küken, die man selber ohne Entenmutter großzieht, auch niemals unbeaufsichtigt baden lassen darf. Sie saugen sich mit Wasser voll, bis sie so schwer sind, dass sie untergehen – vor allem dann, wenn sie zusätzlich auch noch unterkühlt sind. Im Normalfall sorgt u.a. die Bürzeldrüse der Mutter dafür, dass der Flaum ordentlich gefettet wird. Ab wann dies beim heranwachsenden Küken genau der Fall ist, konnte ich nicht eruieren, aber Viktor macht schon die typischen „Einfett-Bewegungen“. Wenn er nicht so zappelig wäre, würde ich ja einmal sein Bäuchlein genauer inspizieren. Sobald genug Fett produziert wird, sieht man dies nämlich deutlich um den Bürzel herum. Angeblich ist das häufige Baden in diesem Entwicklungsstadium auch sehr wichtig für die spätere einwandfreie Funktion dieser Fettdrüse.
Wie ich in einem Forum gelesen habe, sind Entenküken, die (aus verschiedenen Gründen) nicht in der Lage sind, ihr Gefieder zu fetten, dem sicheren Tod geweiht, sobald man sie auswildert. Der einzige Weg ist dann, die Schwungfedern regelmäßig zu beschneiden – oder besser vom Fachmann beschneiden zu lassen-, damit die Ente nicht wegfliegt und man sie stationär weiter versorgen kann. Das, so hoffe ich, bleibt unserem Viktor aber erspart.
Zwischendurch hab ich auch mit dem Gedanken gespielt, das Küken am Wiener Neustädter Kanal einer Entenmutter „unterzujubeln“ – bis ich gelesen habe, dass Enten zugesetzte Kinder oft nicht als ihre eigenen anerkennen und daher nicht hudern. Nach der Einfiederung sind die Chancen größer. Aber bevor ich riskiere, dass der Kleine jetzt ohne Anschluss irgendwo in der Wildnis sein Leben lässt, wird er vor der Auswilderung doch lieber im Garten groß gepäppelt. Ich hoffe nur, dass die Einzelhaltung bis dahin kein Problem ist/wird.
Nach gut acht Wochen sollte die Ente auch bereits fliegen können, was ich mir im Moment bei den zwei kleinen Stummelflügerln noch gar nicht vorstellen kann. Aber man merkt, dass sie laufend an Länge und Kraft zulegen. Eine ausgewachsene Stockente hat bis zu 1,5 Kilogramm Gewicht und eine Flügelspannweite bis fast einem Meter! Da braucht’s definitiv noch viel Entenstarter. 🙂
Noch immer ist nicht klar, ob wir nicht vielleicht doch eine Viktoria großziehen. Als weiteres Unterscheidungsmerkmal hab ich die Schnabelfarbe recherchiert: Das Männchen hat einen deutlich gelb gefärbten Schnabel, während der des Weibchens eher braun bis grau ist. Ich konnte aber nicht eruieren, ab welchem Alter dieses Merkmal wirklich aussagekräftig ist.
Ich bin mir fast sicher, dass die Ente sich doch eher stationär um unser Grundstück herum aufhalten wird, wenn sie einmal erwachsen und ausgewildert ist. Natürlich gibt es hier (besonders im Winter) Zusatzfutter auf Lebenszeit – auch für die Entenfamilie, die dann hoffentlich einmal nachzieht. Bei guter Versorgung können Enten angeblich auch 30 bis 40 Jahre alt werden! Da wird’s Zeit, beim Lagerhaus als Futterlieferant um Dauerauftrag und Stammkundenrabatt anzusuchen. 😀