Gestern war endlich wieder einmal ein Treffen der „Kräutermädels“ angesagt – diesmal auf einen Backtag bei Uli. Das Ergebnis war, wie soll ich sagen … unglaublich. Fast halbstündlich ist der Berg an feinstem Brot und Gebäck gewachsen, das wir unter Ulis professioneller Anleitung in ihrer kleinen Küche produziert haben.
Nach einem reichlichen Frühstück mit neuestem Wissensaustausch und natürlich Klatsch und Tratsch haben wir sofort losgelegt und gut sechs Stunden de facto durchgebacken. Dass Uli in der Profi-Liga spielt, wurde schnell klar. Punktgenau getaktet haben wir Teige geknetet, während die Vorgänger am Heizkörper aufgegangen sind bzw. die vorletzte Charge im Ofen gebacken wurde. Zwischendurch hat sie es irgendwie geschafft, auch noch ein gutes Essen auf den Tisch zu stellen, und sogar Butter haben wir nebenbei selbst gemacht und ein paar Samen ausgetauscht! Irre – Uli ist so etwas wie ein „Küchen-Merlin“, der einmal durch den Raum schwirrt – und alles ist fertig. Der Zauber hat dabei einen einfachen Hintergrund, wie sie selbst sagt: Rigorose Planung und Vorbereitung.
Und so haben wir neben mehreren Laiben Bauernbrot, Weißbrot, Toastbrot auch Dinkel-Kleingebäck und gute „Nerven-Kekserl“ produziert.
Am meisten hat mir imponiert, wie einfach eigentlich die Herstellung von eigenem Brot ist, wenn man alles ordentlich plant. Und es lohnt sich wirklich: Die Produkte schmecken herrlich und man weiß auch genau, was drinnen ist. Im industriellen Bereich wird fast nur mehr mit Backmischungen gearbeitet, und die Teige bekommen aus wirtschaftlichen Gründen kaum die Zeit, die sie eigentlich brauchen um beispielsweise die Hefebakterien ihre Arbeit verrichten zu lassen. Kein Wunder, dass die Unverträglichkeiten zunehmen, wenn diese natürlichen Prozesse künstlich unterdrückt werden.
Mit Hefeteig hab ich schon öfter gearbeitet und trotzdem viele Tipps mitnehmen können. So hab ich z.B. noch nie Toastbrot fabriziert, was wir gestern mit (selbstgemahlenem!) Dinkelmehl gemacht haben. Der Clou: Etwas Honig und Butter im Teig.
Wirklich fasziniert hat mich das Verarbeiten von Sauerteig, wobei man bei jedem Backen einen kleinen Teigpatzen abzweigt um den Sauerteigansatz weiter zu kultivieren. Der Clou hier: Man kann diesen sogar einfrieren und muss so den Ansatz nicht laufend betreuen und „füttern“, sondern taut ihn einfach auf, wenn man backen möchte und vermehrt ihn in diesem Zug weiter.
Ein paar andere Tipps hab ich noch mitgenommen:
- Damit größere Brotlaibe während des Backens „ausgasen“ können und nicht aufreißen, drückt man einfach ein paar Mal tiefe Löcher in den Teig.
- Um die schöne Brotform und -struktur für größere Laibe herzustellen, lässt man die Teige beim finalen Aufgehvorgang in entsprechenden – gut gemehlten – Brotsimperln/-körberln abgedeckt auf der Heizung stehen. Das macht die wunderbare Struktur auf der Oberfläche.
- Und wenn man gleich nach dem Backen die Brote nochmal mit ein wenig Wasser einpinselt, bekommen sie eine schöne glänzende Oberfläche.
Eine Sache hab ich auch kennengelernt, die ich voher nicht kannte: Backferment – ein natürliches, aus Honig, Erbsen, Weizen und Mais durch Fermentierung hergestelltes Teiglockerungsmittel.
Auf jeden Fall hat die ganze Wohnung traumhaft nach dem Gebäck geduftet, und alleine das motiviert mich dazu, in Zukunft wieder mehr selber zu backen. Man weiß dann wirklich, was verarbeitet wurde, kann die Brote nach eigenem Geschmack anreichern und würzen, und natürlich auch auf Vorrat produzieren und einfrieren. Dann zahlt sich der Aufwand nämlich wirklich aus.
Hier noch ein paar Impressionen:
Die Butter-Rührvorrichtung haben wir reihum abwechselnd bedient, bis der Schlagobers endlich zu einem kompakten Klumpen Butter wurde. Die verbleibende Molke haben wir mit Beeren zu einem feinen Getränk gemixt.
Und so bin ich voll motiviert, in Zukunft unser Brot wieder selbst zu backen. Ein großes Dankeschön an Uli für das super Treffen, ich hab eine Riesenfreude mit den hergestellten Produkten!
Generell finde ich es spitze, was meine „Kräuterfreundinnen“ wissen und können. Monika und Uli sind sicher unsere versiertesten Kräuterkundigen und wahre Küchenmeisterinnen. Susi macht traumhaft schöne Seifen mit wunderbarer Konsistenz. Karin mischt herrliche Kräutertees, ist in Aromatherapie voll bewandert und so etwas wie eine wandelnde Infozentrale. Ich bin leider Expertin für gar nix, hab aber einen gesunden Appetit auf schmackhafte Kräuterrezepte, die ich gerne teile, und sorge für ein bisschen IT-Infrastruktur. In Summe passt die Mischung, und ich hab mich selten in einer Gesellschaft so wohl gefühlt wie mit meinen Kräutermädels. 🙂