Seit Jahren verbringe ich meine Freizeit gerne mit Tüfteln, Basteln, Handwerken, Reparieren, Recyclen … Do-it-Yourself lebe hoch. Produzieren ist definitiv lohnender und befriedigender als Konsumieren, was jeder bestätigt, der schon einmal versucht hat, sich aus dem gängigen Kauf-Wegwerf-Wahnsinn auszuklinken. Bis vor einiger Zeit wusste ich jedoch nicht, dass es dafür eine weltweit sehr lebendige und gut vernetzte Gemeinschaft mit eigenem Namen gibt: Die Maker-Bewegung.
In eigenen (Online-)Magazinen wie dem Makezine und auf eigenen Maker-Messen (USA, Friedrichshafen, Hannover, München …) werden Ideen, Projekte, Werkzeuge und Techniken vorgestellt und unter Gleichgesinnten diskutiert. Fast jede größere Stadt hat Maker-Vereine und Maker-Spaces – Gemeinschaftswerkstätten, in denen miteinander getüftelt und gebastelt werden kann. Auch in Wien gibt’s einen Maker-Verein mit der entsprechenden Infrastruktur. Sehr spannend, das Ganze.
Viele der dabei entstehenden Erfindungen und Projekte werden der Gemeinschaft in Form von Open-Source-Lizenzen zurückgegeben und sind so von jedem meist kostenlos benutz- und beliebig weiterentwickelbar. Open Source Ecology hat sich beispielsweise folgendes Ziel gesetzt:
An open source, libre economy is an efficient economy which increases innovation by open collaboration. To get there, OSE is currently developing a set of open source blueprints for the Global Village Construction Set (GVCS) – a set of the 50 most important machines that it takes for modern life to exist – everything from a tractor, to an oven, to a circuit maker. In the process of creating the GVCS, OSE intends to develop a modular, scalable platform for documenting and developing open source, libre hardware – including blueprints for both physical artifacts and for related open enterprises.
…
We – the countless collaborators upon whose shoulders this Vision stands – imagine a world of innovation accelerated by open, collaborative development – to solve wicked problems – before they are created. We see a world of prosperity that doesn’t leave anyone behind. We see a world of interdisciplinary, synergistic systems thinking – not the isolated silos of today’s world.
Ein Open-Source-Projekt aus dem „Gardening“-Bereich sind die Windowfarms, auf die ich schon vor einiger Zeit gestoßen bin. Wegen unserer riesigen Gartenfläche zahlt es sich kaum aus, selber eine solche Anlage zu bauen. Für den nächsten Winter hab ich allerdings einen Versuch vorgesehen, um die Technik einmal prinzipiell auszuprobieren.
Auch Reparaturanleitungen werden von der Community geteilt und helfen mit, weniger Geräte in den Müll wandern zu lassen bzw. deren Lebensdauer deutlich zu verlängern.
Da sind wirklich tolle Dinge im Entstehen, und es ist gut zu wissen, dass man mit seinen – manchmal ein bisschen seltsam und asozial wirkenden – Vorlieben nicht alleine ist. Hier noch eine meiner neuen Lieblingsseiten: Instructables
Zu guter Letzt mein heutiger Beitrag zum Maker-Dasein: Eine Nähmaschinen-Reparatur und ein Katzenpolster. Nachdem das Wetter heute Kälte und Schneesturm gebracht hat, war sowieso Heimarbeit angesagt:
Bei der Räumung der Wiener Wohnung ist mir die alte Nähmaschine meiner Mutter wieder untergekommen, die ich schon seit Jahren nicht benutzt habe. Ich wusste, dass irgendetwas damit nicht in Ordnung war, konnte mich jedoch nicht mehr erinnern, was genau nicht mehr funktioniert hat. Ein kurzer Test hat gezeigt – es war der Stofftransport. Ich hab das alte Ding (eine Pfaff TipMatic 1051) kurzerhand zerlegt und erst einmal die feine Mechanik bewundert, bevor ich begonnen habe zu verstehen, wie die vielen Räd- und Hebelchen zusammenspielen. Der Grund für den fehlschlagenden Stofftransport war schnell ausgemacht – eine ausgeleierte Feder. Diese war rasch repariert, die Nähmaschine wieder einsatzbereit, und vor lauter Freude hab ich gleich aus einem alten Polsterüberzug und einem Haufen Fetzen einen Katzenpolster genäht. Für unsere ältere Katzendame hab ich das schon länger vorgehabt, damit sie nicht auf dem harten Boden liegen muss, wenn sie die Ofenwärme genießen möchte.
Einfach die Kammern kreuzweise abnähen, mit den Fetzen ausstopfen und sukzessive schließen.
Kaum war das Ding fertig, wurde es mit Beschlag belegt, heiß umkämpft und schließlich friedlich geteilt. Voller Erfolg also, wie es aussieht. 🙂