Vor ein paar Wochen hab ich bei einem Diskonter im Angebot eine Packung Filzwolle gekauft und vor kurzem auch von meiner Mutter einige Knäuel geschenkt bekommen. Zeit etwas daraus zu machen. Also hab ich diese Woche die tägliche Bahnfahrt nach Wien genutzt um für meine Zimmerpflanzen isolierende Blumentöpfe zu häkeln, damit sie die kalte Zeit auf der Fensterbank besser überstehen.
Der Unterschied, den diese kleine Isolierung macht, ist übrigens phänomenal. Ich hab zwei gleich große Pflanzen derselben Gattung und Abstammung am selben Standort bei gleicher Pflege einmal mit und einmal ohne Thermo-Übertopf gehalten. Die in isolierter Behausung hat ihren frierenden Konkurrenten mittlerweile um mehr als ein Drittel an Wachstum abhängt (links):
Diese Aloe-Pflanzen (Tiger-Aloe, Aloe variegata) mag ich sehr gerne, weil sie auch im Winter wunderbar blühen und sehr einfach zu halten sind. Deshalb werden sie auch immer wieder einmal vermehrt. Hier die „Mama“ der beiden in voller Blüte:
So weit, so gut. Ich hab also schön nach Packungsvorschrift die Dimensionen um rund 30 Prozent erhöht und aus der dicken Filzwolle zwei wunderschöne Übertöpfe gehäkelt. Begonnen wird einfach mit vier zum Ring geschlossenen Luftmaschen, die man dann reihum mit festen Machen füllt und dabei immer so viel zunimmt, dass eine flache Scheibe entsteht. Hat der Boden seinen Soll-Durchmesser erreicht (+ 30%), dann hört man mit dem Zunehmen auf und häkelt so lange Reihe für Reihe feste Maschen bis der Topf die gewünschte Höhe erreicht hat (+ 30%).
Danach ging’s ab damit in die Waschmaschine bei 40 Grad mit normalem Waschmittel und normalem Waschgang zusammen mit der anderen Buntwäsche. Das Ergebnis war etwas ernüchternd: Die Häkelstücke waren zwar vermutlich eine Spur sauberer als zuvor, aber weder verfilzt noch um ein Drittel geschrumpft. Na gut. Kein Problem. Ab zum nächsten Waschgang bei 60 Grad zusammen mit der Schmutzwäsche. Erstaunlicherweise wieder mit demselben Ergebnis – unverfilzt, ungeschrumpft.
Da mussten wohl härtere Geschütze aufgefahren werden. Und so hab ich die Häkeltöpfe kurzerhand in einer Schüssel mit kochend heißem Wasser übergossen und mit einem Kochlöffel ordentlich durchgeknetet. Mit, ähem, sage und schreibe gleichbleibendem unverfilztem Ergebnis. Wenn ich das einem normalen Wollpullover antue, kann ich ihn vermutlich nur mehr als Puppengewand verwenden.
Also – woran konnte das liegen? Am Fadenverlauf beim Häckeln statt Stricken? An der Wolle oder gar an der jeweiligen Charge? Am Waschmittel? An der Walk-Bewegung? Das musste doch bitte zu klären sein.
Was ich dann auch systematisch getan habe. Mit dem Ergebnis, dass die Waschtemperatur wohl wichtig ist, aber in erster Linie doch die Walk-Bewegung. Ich hab die Werkstücke schließlich bei 60 Grad mit nur wenig anderer (steifer) Wäsche gewaschen und zudem noch zwei Tennisbälle in die Waschtrommel getan um das Ganze noch besser durchzuwalken. Und siehe da – mittlerweile sind schon drei ordentlich verfilzte Übertöpfe fertig und „in Betrieb“. Jetzt hat auch der temperaturbedingte Spätzünder seinen „Ferkelstarter“ bekommen. 🙂
Nach dem Waschen hab ich die Filztöpfe übrigens mit Fetzen ausgestopft und zum Trocknen aufgestellt, um sie in die richtige Form zu bringen. Gegen eventuelles Auslaufen des Gießwassers schützt ein einfaches Jausensackerl um den Plastiktopf innen.
Das Häkeln im Zug macht Spaß. Da werden in den kommenden Tagen wohl noch ein paar mehr Sachen entstehen.