In letzter Zeit hab ich mich viel mit naturnahem Gärtnern und den Prinzipien der Permakultur auseinandergesetzt. Mulchen ist ein integraler Bestandteil davon, wobei die Meinungen darüber – wie bei fast allem – weit auseinander gehen. Also am besten selber probieren und Erfahrungen damit sammeln.
Die Natur selber duldet im Normalfall keine „nackten“ Erdböden, was auch gut so ist. Jedes nur minimal fruchtbare Fleckchen wird über kurz oder lang von einer grünen Decke überzogen, die den Boden schützt und auch nährt. Sie verhindert:
- Ausdörren des Bodens durch besseren Feuchtigkeitshaushalt und Beschattung bzw. Windschutz
- Erosion, Verfestigung, Verschlämmung und auch Wegschwemmen, z.B. bei starkem Niederschlag
- Größere Temperaturschwankungen
- Nährstofftechnische Verarmung des Bodens
Nun orientiert sich die Permakultur ja am Vorbild der Natur und den Funktionsweisen ihrer natürlichen Gemeinschaften. Mulch spielt im Ökosystem eines natürlichen Gartens auch ohne menschlichen Eingriff eine entscheidende Rolle. So ernähren beispielsweise die Blätter zuerst einen Baum durch Photosynthese und werden dann im Herbst als Laub abgestoßen, wo sie am Boden eine natürliche Frostschutz-Schicht bilden. Im Laufe der Zeit verrotten sie dann zu Humus und nähren so über die Wurzeln wiederum den Baum, der sie ursprünglich hervorgebracht hat.
Weiters versucht die Permakultur den Anteil notwendiger menschlicher Arbeit im Gartenbau zu minimieren. „Arbeit ist jedes Bedürfnis, das vom System nicht selbst befriedigt werden kann“ – und da sollten in einem naturnahen, geschickt bewirtschafteten Garten nicht allzu viele unbefriedigte Bedürfnisse offen bleiben.
So weit, so gut. Das Mulchen an sich ist natürlich auch „Arbeit“, aber in Summe spart es viel mehr Zeit als es Aufwand verursacht. Zudem reduziert es den Wasserverbrauch um gut die Hälfte. Gerade in den letzten paar extrem heißen Tagen hab ich das wirklich zu schätzen gelernt. Meine mit Grasschnitt gemulchten Gemüsebeete stehen nach stundenlanger südseitiger Sonnenbestrahlung bei weit über 30 Grad da wie frisch aus dem Regenwald. Auch der Unkrautbewuchs wird auf ein sehr erträgliches Maß reduziert, was über’s Gartenjahr viel Jätarbeit erspart, und ein etwaiges Umgraben im Herbst erübrigt sich ebenfalls.
Einige Dinge sollte man dabei aber dennoch beachten:
- Im Frühjahr sollte man nicht allzu früh mit dem Mulchen beginnen, da die Mulchschicht die Erwärmung des Bodens zu dieser Zeit behindert bzw. verzögert. Auch bietet der Mulch je nach verwendetem Material jungen Nacktschnecken eine perfekte Kinderstube, weshalb man besser wartet bis die Pflanzen etwas größer und die Schleimer flügge sind.
- Als Mulchmaterial kann Stroh, Laub, angetrockneter Grasschnitt oder angerotteter Laubkompost werden. Auch kleingeschnitzelte organische Küchenabfälle sind geeignet, schauen jedoch weniger schön aus, weshalb man sie wiederum mit einer dünnen Schicht anderen Materials abdecken kann. NICHT geeignet für Gemüsebeete ist Rindenmulch, der Hemmstoffe freisetzt, die andere Pflanzen in der Entwicklung hemmen.
- Besonders bei Verwendung von Grasschnitt sollte man darauf achten, dass das Material gut angetrocknet ist und die Mulchschicht nicht allzu dick aufgetragen wird. Sonst kann es darunter zu schimmeln beginnen und den Boden eher ersticken als ernähren.
- Bei der Verrottung des Mulchmaterials wird Stickstoff gebunden, weshalb meistens empfohlen wird, zum Ausgleich ein wenig Hornspäne unterzumischen. Ich hab dies nicht gemacht, sondern mische von Zeit zu Zeit Brennnessel- und Beinwell-Jauche und etwas Urgesteinsmehl zum Gießwasser, was Pflanzen und Boden neben Stickstoff noch viele andere wertvolle Inhaltsstoffe zuführt.
- Organisches Material säuert im Zuge der Zersetzung den Boden im Laufe der Zeit leicht an. Es lohnt sich also, hie und da den PH-Wert zu bestimmen.
Bis jetzt hab ich mit Grasschnitt als Muchmaterial beste Erfahrungen gemacht. Der Boden ist nahrhaft, hält die Feuchtigkeit, verdichtet viel weniger als ohne Mulch und ist noch mehr mit Regenwürmern durchsetzt als früher. Diese arbeiten die verrottenden organischen Stoffe tief in die Erde ein. Der Boden in den gemulchten Beeten ist mittlerweile so locker, dass man tiefwurzelnde Unkräuter wie Löwenzahn ohne Werkzeug einfach komplett herausziehen kann, sofern sie sich doch einmal durch die Mulchschicht wagen.
Und auch mit Nacktschnecken hab ich nicht mehr Probleme als früher – im Hauptgemüsegarten nämlich de facto gar keine, weil es offensichtlich im Umfeld so viele Nützlinge gibt, die den Schleimern den Garaus machen, dass sie sich nicht behaupten können. Da opfere ich gerne einmal ein Salatpflänzchen an eine meiner Riesen-Weinbergschnecken, die besonders an feuchten Tagen zu Dutzenden, wenn nicht Hunderten, durch meinen Garten patrouillieren. Diese fressen nämlich angeblich die Nacktschnecken-Gelege und sind noch dazu wirklich putzig anzusehen. Auch einige Tigerschnegel – selber Nacktschnecken – treiben sich meistens frühmorgens im Garten herum. Sie sind tatsächlich auch den natürlichen Feinden der Roten Wegschnecken zuzurechnen, und werden daher von mir als Nützlinge behandelt. 🙂