Im Zuge meines Feldzugs gegen unnötige und unökologische Dinge in unserem Haushalt bin ich auf ein banales Produkt gestoßen, dass fast jeder (oder zumindest fast jede Frau) täglich verwendet: Wattepads. Schaut man sich die Ökobilanz der dafür verarbeiteten Baumwolle an, so stellt es einem echt die Haare auf. Für ein T-Shirt, das längere Zeit getragen und immer wieder gewaschen wird, mag das ja noch in Ordnung sein … aber für ein Produkt, das nach einmaligem Gebrauch für den Müll bestimmt ist?
Ich brauche nicht viele Wattepads, weil ich selten geschminkt bin, aber doch hab ich über die letzten Monate eine Packung aufgebraucht und das Produkt daher auf die Einkaufsliste gesetzt. Meistens gehe ich diese Liste dann nochmal kritisch durch, wobei die Frage „Brauch ich das wirklich?“ immer öfter mit einem entschiedenen „Nein“ beantwortet werden kann. Und so wurden auch die Wattepads gestrichen und ab sofort aus dem Haushalt verbannt.
Baumwolle wird bevorzugt in sehr trockenen Gegenden angebaut, weil die empfindlichen Knospen bei Regen leicht verfaulen. Andererseits braucht die Pflanze aber sehr viel Wasser zum Gedeihen, weshalb auf Teufel komm raus bewässert und der Grundwasserspiegel in den Anbaugebieten weiter gesenkt wird. So ist der Baumwollanbau für rund 6 Prozent des weltweiten Süßwasserverbrauchs verantwortlich. Zudem werden die empfindlichen Pflanzen mit Massen an Pestiziden behandelt – mehr als jedes andere landwirtschaftliche Produkt.
Ein paar Links zum Thema:
http://www.br.de/radio/bayern1/inhalt/experten-tipps/umweltkommissar/baumwolle-kunstfaser-kleidung-umwelt-100.html
http://www.delta21.de/informieren/kleidung/oekobilanz-der-fasern.html
So weit, so schlecht. Nun kann man natürlich zu Bio-Baumwolle greifen, deren Bilanz ein bisschen positiver ausfällt. Aber trotzdem … der ganze Aufwand, die ganzen Ressourcen, die ganzen Emissionen und Giftstoffe (Bleichung!) nur für die Mülltonne?
Bei Kleidung ist bekannt, dass Langlebigkeit das wichtigste Kriterium für die Ökobilanz ist: Je länger sie getragen wird, desto besser – ein Faktor, der bei Produkten wie Wattepads per Design nicht zum Zug kommt. Dabei ist es so einfach, ihn auch für diese Verwendungszwecke wieder ins Rennen zu schicken:
Ich glaub, in jedem Haushalt wird von Zeit zu Zeit ein Handtuch aus dem Badezimmerbetrieb aussortiert, weil es schon ausfranst, dünn wird oder vielleicht auch einfach einmal nicht mehr gefällt. Anstatt es beispielsweise als Putzfetzen zu verwenden, kann man es in viele kleine Teile schneiden, diese mit der Nähmaschine endeln und einfach wasch- und damit wiederverwendbar anstatt der Wattepads verwenden. So geschehen gestern Abend, nachdem ich meine Mini-Nähmaschine wieder in Betrieb genommen habe, die ich eigentlich schon entsorgen wollte – daher die „Zwei Fliegen mit einer Klappe“.
Die alte Elna Lotus ZZ ist mir beim Übersiedeln vor ein paar Monaten wieder untergekommen. Das Ding ist extrem handlich, wiegt nur rund 6 kg und lässt sich super kompakt zusammenlegen. Allerdings hat sich die Mechanik überhaupt nicht mehr bewegen lassen. Gestern Nachmittag hab ich das mechanische Kleinod teilweise zerlegt, gesäubert, geölt und neu eingestellt – und siehe da: Sie näht! Und wie! Voller Elan hab ich gleich ein altes Handtuch in „Wattepads“ verwandelt und ein anderes in einen Aufbewahrungsbeutel. Links die frischen, rechts die Gebrauchten – und wenn er voll ist, ab in die Waschmaschine. Jetzt brauch ich nur noch ein zweites Set, und der Begriff „Wattepads“ auf der Einkaufsliste ist damit Geschichte. Zugegeben ein kleiner Beitrag zur Ökobilanz, aber Kleinvieh macht ja bekanntlich in Summe auch viel Mist. 😉
Wenn jemand höhere Ansprüche bei der Hautpflege hat und z.B. eine weichere Oberfläche möchte, als Frottee sie bieten kann, so kann natürlich auch jeder andere Stoff verarbeitet werden. Sofern man etwas mehr Zeit hat könnte man sogar zweilagige „Mini-Waschlappen“ nähen: Hinten Frottee für’s Grobe, vorne beispielsweise feiner Baumwollstoff eines alten Unterleiberls. Hauptsache kein unnötiger Müll mehr. 😉
Was mich in diesem Zusammenhang auch fasziniert, ist die Langlebigkeit und auch der Werterhalt der mechanischen Nähmaschinen. Meine Lotus ZZ, von der ich nicht einmal mehr genau weiß, von wem ich sie bekommen habe (Oma oder Mama?), wurde von 1968 bis 1977 produziert und funktioniert immer noch tadellos. Funktionsfähige Exemplare werden bei eBay um 100 Euro aufwärts gehandelt – ganz ungewohnt in der heutigen Zeit, in der jedes Produkt nach spätestens drei Jahren hoffnungslos veraltet und wertlos erscheint. Aber irgendwie auch beruhigend, dass es solche Dinge doch noch gibt.