Schmierseife selber herstellen

Schön langsam wird’s im Haushalt eng mit gekauften Reinigungsmitteln. Ich hab ja vor einiger Zeit beschlossen, keine Chemie mehr aus dem Drogeriemarkt zu kaufen, sondern nach Möglichkeit auf selbstgemachte (weitestgehend) biologische Alternativen umzusteigen. Nun geht das Geschirrspülmittel zur Neige, und auch vom Bodenreiniger ist nicht mehr viel übrig. Die Böden kann man ja, wenn man ehrlich ist, die meiste Zeit mit reinem Wasser aufwischen, wenn sie nicht allzu verschmutzt sind. Ökologischer geht’s nicht. Aber fettiges Geschirr abwaschen geht einfach nicht ohne … selbstgemachter Schmierseife. 😉

Gestern Abend hab ich mich endlich dazu aufgerafft, das Kaliumhydroxid, dass ich zu diesem Zweck vor einiger Zeit besorgt habe, zu Schmierseife ohne weitere chemische Zusätze zu verarbeiten. Kaliumhydroxid (KOH), auch Ätzkali genannt, wird im Gegensatz zu Natriumhydroxid (NaOH) nicht zur Herstellung fester Seifenstücke verwendet sondern eben für Schmierseife.

Kaliumhydroxid

Nach Durchsicht der zur Verfügung stehenden (abgelaufenen) Fettvorräte und mittels Seifenrechner hab ich mich zu folgendem Rezept entschlossen:

150 g Kokosfett
350 g Maiskeimöl
103 g Kaliumhydroxid
400 ml Wasser (+ ca. nochmal 150 ml im Nachhinein)

Die so berechnete Seife ist wirklich eine reine Putzseife, da sie kaum Überfettung aufweist und die Haut sehr stark austrocknen würde. Ich werde sie erst einmal im Einsatz als Bodenreiniger ausprobieren.

Zuerst hab ich also die Fette in einem großen Topf langsam erhitzt, bis sich das Kokosfett komplett verflüssigt hat. In der Zwischenzeit hab ich den Ätzkali vorsichtig im Wasser aufgelöst (VORSICHT extrem ätzend! Immer die Kristalle in das Wasser geben, nie umgekehrt! Wird heiß! Lüften nicht vergessen! Schutzkleidung und Schutzbrille tragen!).

Diese Flüssigkeit wird dann vorsichtig in den großen Topf zu den Fettanteilen gegossen und mit einem Stabmixer untergemixt. Wiederum VORSICHT vor ätzenden Spritzern! Erwischt es einen doch, dann gleich mit einem in Essig getränkten Fetzen abwischen!

Nachtrag und Hinweis: Eva hat mir geschrieben, entgegen der Empfehlung in vielen Seifensieder-Büchern besser von der Verwendung von Essig abzusehen, sondern Laugen-Spritzer immer mit viel Wasser gründlich abzuwaschen. Damit läuft die recht heftige Neutralisierung von Lauge und Säure nicht direkt auf der Haut ab, wo dadurch auch Schäden entstehen könnten. Danke für den Tipp! Zum Glück bin ich bis jetzt noch nie in die Verlegenheit gekommen, dies ausprobieren zu müssen.

Schmierseifenleim

Der entstehende Seifenleim wird nun heißt verseift, also im Topf unter gelegentlichem Umrühren weiter vorsichtig heiß gehalten, bis er eine gelartige, leicht transparente Konsistenz annimmt und Schaum und Bläschen an der Oberfläche verschwinden. Vorsicht vor dem Überkochen am Beginn, da sich die Masse durch die chemische Reaktion der Lauge mit den Fettsäuren selbst ordentlich erhitzt. Ist die Temperatur zu heiß, so kann der Seifenleim verklumpen oder im schlimmsten Fall anbrennen. Ersteres ist mir zu Beginn der Verseifung passiert, was aber kein gröberes Problem ist. Einfach etwas Wasser nachgießen, die Temperatur ein bisschen zurücknehmen und mit dem Stabmixer erneut aufmixen.

Wenn die Gelphase erreicht wurde ist die Seife fertig und man kann sie in Gläser abfüllen. Sie kann später mit Wasser immer noch beliebig verdünnt werden. Meine ist nach dem Abkühlen relativ steif, aber nicht hart geworden und verträgt später sicher eine Flüssigkeitszugabe.

Der Vorteil der Heißverseifung ist der, dass die Seife im Prinzip sofort einsatzfähig ist und nicht nachreifen muss. Ich werde meine beiden Gläser aber dennoch etwa 14 Tage ruhen lassen – bis dahin sind die herkömmlichen Putzmittel aufgebraucht.

Bin schon gespannt, wie sich das neue Selbermacher-Produkt bewährt.

Von den Inhaltsstoffen her müsste dieses Putzmittel zu 100% biologisch abbaubar sein. Ich bin zwar keine Chemikerin, denke mir aber, dass es – abgesehen vom erhöhten PH-Wert der Lauge, der den Boden kurzfristig belasten würde – durch die Kaliumsalze eigentlich sogar ein gutes Düngemittel sein müsste, sollte es einmal im Außenbereich eingesetzt werden müssen. 🙂

Und zu guter Letzt noch die Frage: Warum selber machen und nicht einfach um ein paar Euros im Drogeriemarkt kaufen? Weil …

  • … wieder was gelernt!
  • … man zu 100% weiß, was drinnen ist.
  • … wieder eine Verpackungsmüllquelle wegfällt (abgesehen vom KOH-Gebinde, das zum einen ewig reicht und zum anderen wiederbefüllt werden kann).
  • … alles, was im Haus hergestellt wird, keinen CO2-Ausstoß durch Transport verursacht.
  • .. immer wieder einmal abgelaufene oder sogar ranzige Öl- und Fettreste anfallen, die man so sinnvoll verwerten kann.