Zum Besuch meiner Nichte im Sommer 2014 hab ich mir damals doch noch eine Eismaschine geleistet, obwohl ich normalerweise nicht für jeden Handgriff in der Küche eigenes Gerät herumstehen haben möchte. Bewogen dazu hat mich der Hintergedanke, dass mir die hauseigene Eisproduktion eigentlich eine super Möglichkeit bietet, die reichliche Obsternte zumindest begrenzt haltbar zu machen. Zudem essen wir im Sommer ganz gerne ein Eis als Nachtisch, und die Maschine ist so hochwertig, dass wir sie vermutlich mit ins Grab nehmen können. Eine gute Investition also, die auch diesen Sommer ausgiebig genutzt wurde, obwohl die Obsternte eher dürftig ausgefallen ist.
Das Schöne an selbstgemachtem Eis ist, dass man genau weiß, was drinnen ist und man auch mit dem Zucker ein bisschen weniger großzügig umgehen kann, als das bei gekauftem Gefrorenen der Fall ist. Bei sehr fruchtigem Obst wie beispielsweise Melonen oder von Haus aus sehr süßen Früchten braucht man gar nicht so viel davon. Auch kann man einen Teil mit Birkenzucker ersetzen oder auch die eine oder andere süße Dattel in die Eismasse hineinpürieren.
Meine Eismaschine hat einen eigenen Kühlmechanismus mit Kompressor und kann so ohne vorbereitendes Einfrieren eine Portion Eis (ca. 1,2 Liter) in etwa 20 bis 30 Minuten herstellen. Der Produzent stellt sogar eine eigene Eis-Rezeptseite im Internet zur Verfügung (http://gelataio.delonghi.com/index_ger.htm, leider Flash-basiert), aber viel mehr Spaß macht es, selber Kreationen zu erfinden und zu verkosten.
Der Renner dieses Jahres war ein ganz einfaches Wassermelonen-Eis, für das wir
- etwa 1/4 kg Melonenfruchtfleisch mit
- max. 150 g Zucker und
- rund 200 ml Flüssigkeit
püriert und zu Eis verarbeitet haben. An Flüssigkeit haben wir immer das verwendet, was gerade vorhanden war und aufgebraucht werden musste: Milch, Schlagobers, Kokosmilch, Mandelmilch etc. in variablen Anteilen. Das Ergebnis war in allen Fällen ein fruchtiges, cremiges Eis, das nie den Weg in den Gefrierschrank gefunden hat, weil es immer sofort aufgeschleckt wurde.
Mit abgekühltem, starkem Kaffee und geriebenen Walnüssen aus dem Garten haben wir eine Nuss-Kaffee-Kreation ausprobiert, die ebenfalls besonders gut geschmeckt hat:
- 200 ml Milch
- 100 ml Schlagobers
- 120 g Zucker
- einen abgekühlten, starken Espresso
- 70 g gehackte Walnüsse
- 3 Eigelbe
Die Eigelbe werden hier mit der Hälfte des Zuckers aufgeschlagen und dann mit den anderen Zutaten vermixt, bevor die Masse in die Eismaschine kommt.
Mit Fruchtfleisch, Zucker, Zitronensaft und Wasser kann man aus nahezu jedem Obst ein wohlschmeckendes Sorbet zubereiten. Wir haben das einige Male mit Melonen und grünen Äpfeln gemacht:
- 250 g Apfelfruchtfleisch
- 5 EL Zitronensaft
- 250 bis 300 ml Wasser
- rund 80 g Zucker
werden püriert, zu Eis verarbeitet und am besten gleich serviert. Sorbets schmelzen sehr schnell und sollten direkt aus der Eismaschine oder dem Gefrierschrank serviert werden.
Was die Äpfel betrifft, so lohnt es sich für die Eisproduktion auch auf Mundraub zu gehen. 😉
Was als Begriff eigentlich ziemlich arg und illegal klingt (was es eigentlich auch ist), hat mittlerweile eine eigene Website mit sehr interessantem Hintergrund. Hier werden Fundorte und Früchte alter oder oft vergessener Bäume auf öffentlichem Grund geteilt, die sonst ungenützt bleiben oder oft sogar verwahrlosen würden. Dennoch sollte man sich bei der Ernte in fremden Gefilden immer versichern, dass man keine Eigentumsrechte verletzt. Die Mundraub-Community fasst dies hier ganz gut zusammen:
- Stellt vor dem Eintragen bzw. Ernten sicher, dass keine Eigentumsrechte verletzt werden.
- Geht behutsam mit den Bäumen, der umgebenden Natur und den dort lebenden Tieren um.
- Teilt die Früchte eurer Entdeckungen und gebt etwas zurück.
- Engagiert euch bei der Pflege und Nachpflanzung von Obstbäumen.
Warum also nun Mundraub zur Apfeleis-Produktion? Weil besonders die kleinen sauren Äpfel der oft wilden Apfelbäume entlang alter Bahngräben etc. sich perfekt zur Sorbet-Herstellung eignen. Auch Apfelmus kann man daraus kochen, das sogar viele Monate hält, wenn man es in Einmachgläsern einweckt. Diese Früchte sehen oft wirklich „schäbig“ aus, haben meistens den einen oder anderen Wurm, schmecken aber herrlich natürlich und vollmundig. Und es wird sich kaum jemand aufregen, wenn man dieses „unansehnliche“ Obst mit nach Hause nimmt, anstatt es abfallen und verfaulen zu lassen. Immerhin ist Mundraub ein Antragsdelikt, bei dem der Geschädigte Strafanzeige erstatten muss, damit es zu einer Ahndung kommt. 😉
Prinzipiell finde ich aber den Gedanken sehr nett, diese Ressourcen zu nützen, zu pflegen und auch mit anderen zu teilen. Daher werde ich mich in Zukunft voraussichtlich auch aktiv am Aufbau der lokalen Mundraub-Map beteiligen.