Kaum hat es einmal ordentlich unter null Grad, blühen sie schon wieder auf – meine Frostbeulen auf der rechten Hand. Im extrem kalten Winter vor vier Jahren hat es mir meine Finger arg gefroren. Damals schrammte das Thermometer drei Wochen lang nachts knapp an der -20 Grad Marke vorbei und bewegte sich untertags kaum über -10 Grad hinaus. Seither sind meine Finger derartig kälteempflindlich, dass es offenbar genügt, kurz bei Wind und Kälte mit leicht schneefeuchten Wollhandschuhen Holz hereinzuholen, um sie dauerhaft anschwellen und eine Weile doch ziemlich schmerzen zu lassen.
Das geht gar nicht. Sogar das Tippen in der Arbeit ist mir diese Woche schwergefallen. Daher musste schnell etwas Wärmeres her, nämlich Fäustlinge statt Handschuhe, in denen jeder Finger seine Nachbarn mitwärmt.
Einen alten schwarzen Wollknäuel in ausreichender Größe hab ich schnell gefunden, eine passende Häkelnadel und ein brauchbares Hörbuch zum Zeitvertreib. Ein paar gemütliche Stunden später waren sie dann fertig – meine dicken neuen Wollfäustlinge.
Einfach und schnell gemacht folgendermaßen:
Zuerst werden die zwei Schläuche für den Daumen und die restlichen vier Finger getrennt voneinander gehäkelt. Beim ersten Exemplar hab ich einfach an meiner Hand Maß genommen und vorab mit Luftmaschenketten bestimmt, wieviel Maschen den jeweiligen Umfang ausmachen sollten. Entsprechend nimmt man dann von der Spitze weg an Maschenzahl zu und häkelt die Schläuche mit festen Maschen ab. Die Länge sollte genau so sein, dass sich die beiden Werkstücke in der Beuge zwischen Daumen und Zeigefinger bündig treffen.
Am besten, man markiert dabei den Beginn jeder neuen Runde mit einem andersfärbigen Faden, was das Zählen um einiges erleichtert.
In meinem Fall (Woll- und Nadelstärke, Handgröße) hat sich folgende Abfolge ergeben (FM = feste Masche).
Daumen:
Runde 1 => 8 FM in einen Ring häkeln und schließen
Runde 2 => jede dritte Masche verdoppeln, also: 1 FM abhäkeln, 1 FM abhäkeln, 2 FM in 1 Masche der Vorrunde. Wiederholen (macht in Summe 12 Maschen)
Runde 3 – 11 => ganz normal mit FM abhäkeln
Vier Finger:
Runde 1 => 10 FM in einen Ring häkeln und schließen
Runde 2 => jede Masche verdoppeln, also: 2 FM in je 1 Masche der Vorrunde. Wiederholen (macht in Summe 20 Maschen)
Runde 3 => jede zweite Masche verdoppeln, also: 1 FM abhäkeln, 2 FM in 1 Masche der Vorrunde. Wiederholen (macht in Summe 30 Maschen)
Runde 4 und 5 => ganz normal mit FM abhäkeln
Runde 6 => jede dritte Masche verdoppeln, also: 1 FM abhäkeln, 1 FM abhäkeln, 2 FM in 1 Masche der Vorrunde. Wiederholen (macht in Summe 40 Maschen)
Runde 7 – 28 => ganz normal mit FM abhäkeln
Nun häkelt man den Daumen-Schlauch einfach an den größeren an und dreht weiter seine Runden mit den festen Maschen. Den Steg zwischen den beiden verbindet man nähend auf einer Breite von etwa vier Maschen mit dem Endfaden des Daumenteils.
Folgende Reihenabfolge für den Handteller-Teil hat sich bei mir ergeben:
Runde 1 – 4 => ganz normal mit FM abhäkeln
Runde 5 – 6 => beim Daumenteil symmetrisch verteilt 2 mal 1 Masche überspringen/abnehmen, den Rest ganz normal mit FM abhäkeln
Runde 7 – 8 => ganz normal mit FM abhäkeln
Runde 9 – 10 => beim Daumenteil symmetrisch verteilt 2 mal 1 Masche überspringen/abnehmen, den Rest ganz normal mit FM abhäkeln
Runde 11 – 12 => ganz normal mit FM abhäkeln
Runde 13 => beim Daumenteil am äußeren Rand und genau gegenüber außen je eine Masche überspringen/abnehmen, den Rest ganz normal mit FM abhäkeln
Runde 14 – 16 => ganz normal mit FM abhäkeln
Runde 17 => beim Daumenteil am äußeren Rand und genau gegenüber außen eine Masche überspringen/abnehmen, den Rest ganz normal mit FM abhäkelnRunde 18 – 25 => ganz normal mit FM abhäkeln
Ich hab diese Werte hier für mich notiert, weil ich kommende Woche beim Pendeln im Zug noch ein weiteres Paar anfertigen möchte. Die Maschenzahl variiert natürlich je nach gewählter Wolle und Handgröße des zukünftigen Handschuhträgers, und sollte einfach durch laufendes Abgleichen mit der Handform ermittelt werden. Wichtig ist nur, dass man sich die Werte des ersten Exemplars notiert, um das zweite genau gleich groß produzieren zu können.
Durch die festen Maschen sind die Fäustlinge sehr dicht und halten gut warm. Ich bin soweit sehr zufrieden mit meinem Werk und gespannt, wie sich die Dinger dann im Alltag bewähren.
Einen Nachteil haben ja alle Handschuhe: Die Bedienung eines Touchscreens am Handy funktioniert gar nicht, weshalb man sie dafür in der Kälte erst recht wieder ausziehen muss. Deshalb möchte ich beim zweiten Paar auf Position des Zeigefingers eine kleine Ausnehmung reinhäkeln, die wenig Kälte durchlässt, aber im Bedarfsfall den Finger etwas freigibt und so rudimentäres Tippen und Wischen erlaubt.
Die beiden Paare wandern dann fix in meinem Rucksack und meine Winterjacke. Wenn Haut und Gewebe derartig geschädigt sind, können Empfindlichkeit und Symptome bis zu sieben Jahren anhalten, wie mir der Arzt verraten hat. Konsequenter Kälteschutz ist angesagt – nervt mich zwar, aber da muss ich durch.
