Hanf

Für die üblichen Hobbies und Beschäftigungen ist diese Woche wegen unseres Neuzugangs Leo einfach keine Zeit geblieben. Er hat sich schon gut eingelebt und auch Athena kommt mittlerweile super klar mit ihm. Aber daran, die beiden einige Zeit ohne Aufsicht alleine zu lassen, ist noch nicht wirklich zu denken. Und so gibt’s hier diese Woche ein paar Informationen über die Hanfpflanzen, die dieses Jahr – ganz legal – in meinem Garten gedeihen werden.

Vor ein paar Jahren haben auf dem Vogelfutterplatz einige verstreute Hanfsamen gekeimt. Zuerst wusste ich nicht, worum es sich bei den Keimlingen handelt, und hab aus Neugierde einen davon einfach weiter wachsen lassen. Daraus entstanden ist eine wunderschöne mannshohe Hanfpflanze vor unserer Terrasse, der ich jeden Tag mit großer Begeisterung – aber auch wachsendem Unbehagen – beim Gedeihen zugesehen habe. Obwohl es sicher Industriehanf war, wusste ich nicht, ob das denn wirklich legal war und ich die Pflanze nicht hätte vernichten müssen.

Hanf (Cannabis sativa) gehört – wie auch der Hopfen – zur Familie der Cannabinaceae (Hanfgewächse). Er produziert sogenannte Cannabinoide, von denen THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) für die psychoaktiven Wirkungen verantwortlich gemacht werden.

Nun hab ich im Internet einen österreichischen Händler gefunden, der eine Vielfalt an Hanfsorten ganz legal zum Kauf anbietet – vorausgesetzt, man verpflichtet sich, die Pflanzen vor der Blüte zu vernichten oder 18 Stunden pro Tag zu beleuchten, damit es gar nicht erst soweit kommt. Letzteres kommt für mich nicht in Frage, weil ich sie in den Garten pflanze, und so werden die Büsche im Frühherbst vor der Blüte einfach auf den Misthaufen wandern. Damit bin ich, so hoffe ich zumindest, auf der sicheren Seite. Und sollte mir jemand wegen der paar Pflanzen eine Drogenplantage unterstellen, so werd ich ihm höflich klar machen, dass man keine Drogen braucht, wenn man das Glück hat, einen großen Garten selber bewirtschaften zu dürfen. 🙂

Hanf scheint generell eine schnell wachsende, anspruchslose Pflanze zu sein. Oft kann schon nach gut drei Monaten der bis zu vier Meter hohe Busch geerntet werden. Die zweihäusige Pflanze (männliche und weibliche Exemplare) ist zudem gegen fast alle Krankheiten und Schädlinge resistent und stirbt nach vollendeter Samenbildung als einjähriges Gewächs ab.

Tee aus Hanfblättern schmeckt angeblich köstlich. Deshalb möchte ich den Anbau in erster Linie auch ausprobieren. Eine der Sorten, die ich gekauft habe, wird mit fruchtigem, süßem und beerigem Geschmack beworben, eine andere mit Zitrus-Aroma. Die Wirkung soll aufhellend, entspannend und stressabbauend sein. Ich lasse mich überraschen.

Aus dem Bast der Pflanzen lassen sich weiters sehr robuste Fasern herstellen, was ich unbedingt selber probieren muss, sobald der Hanf reif für die Entsorgung ist. Der Mensch nutzt die Hanffasern seit Tausenden von Jahren – ich bin schon gespannt, wie sie sich auf meinem Spinnrad verarbeiten lassen. Normalerweise verwendet man dazu speziellen Faserhanf, aber mir geht’s hier eher darum, zu verstehen und zu probieren, wie das grundsätzlich funktioniert. Hier gibt’s eine schöne Seite mit zahlreichen Informationen dazu: https://sensiseeds.com/de/blog/wie-hanftextilien-hergestellt-werden/

Prinzipiell finde ich es super, dass man diese wunderschönen Pflanzen bei uns (wieder) legal kultivieren darf. Früher hat Cannabis sativa als wertvolle Heil- und Nutzpflanze in keinem Bauerngarten gefehlt, bis sie im 20. Jahrhunderts von dem Medien als enthemmende und gewalterzeugende Droge verunglimpft und der Anbau teilweise auch verboten wurde. Zudem stand die Pflanze natürlich in Konkurrenz zur immer stärker werdenden Baumwollindustrie. In Europa ist der Hanf dadurch ab 1969 aus den Statistiken verschwunden, durfte jedoch ab 1995 in Österreich nach dem EU-Beitritt wieder angebaut werden. Hier eine schöne Zusammenfassung: http://www.wildfind.com/artikel/aus-der-geschichte-des-hanfes, und hier eine wirklich detaillierte Geschichte der Pflanze: http://austria.legalize.eu/geschichte-des-hanfes.html

Ein umfangreiches Info-Portal zum Thema gibt’s hier auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Hanf

Schade finde ich nur, dass ich mit den gekauften Pflanzen keine Hanfsamen selber ziehen darf, die ich so gerne esse. Ohne Blüte keine Samen. Hier muss ich mich noch schlau machen, ob ich mit nachweislich THC-freien Nutzhanf-Sorten selber im Garten Samen ausreifen lassen dürfte. Diese Information hab ich hier zum Thema gefunden:

Anders als in Deutschland gibt es in Österreich formal keine gesetzlichen THC-Grenzwerte für den Anbau von Hanf sowie keine Meldepflicht für den Anbau von Nutzhanf. Verboten ist allerdings der Anbau von Cannabis-Pflanzen zur Gewinnung von Rauschgift. In der Praxis besteht daher kaum ein Unterschied zur deutschen Regelung, da das Gericht bei jeder THC-reichen Hanfpflanze von einer Kultivierung zwecks Rauschgiftgewinnung ausgeht. Was allerdings in Österreich entfällt ist die Meldepflicht. Um Problemen aus dem Weg zu gehen, ist es jedoch ratsam jeden Anbau von Nutzhanf zu melden.

Das erscheint mir dann doch alles sehr bürokratisch. Mal sehen. Derweil kauf ich mir meine heißgeliebten Hanfsamen halt noch bei den immer zahlreicher werdenden heimischen Anbietern. Ich streu die (ungeschälten) Nüsschen auf fast jeden Salat und hab vor kurzem auch ein eigenes Kochbuch gefunden, in dem allerlei Köstlichkeiten mit Hanföl, -mehl und -samen auf’s Ausprobieren warten: http://www.amazon.de/Das-Biohanf-Kochbuch-Altes-Korn-entdeckt/dp/370840355X

Auf diversen Kochplattformen findet man ebenfalls eine Fülle an einschlägigen Rezepten, z.B. Hanfpesto (http://www.kochbar.de/rezepte/hanf.html)

Ich werde berichten, wie sich die Pflanzen in den nächsten Wochen entwickeln und was ich damit anstelle.