Letztes Wochenende haben wir „Kräutermädels“ uns wieder einmal getroffen – diesmal bei Monika in Schönau. Nachdem wir am Vormittag super Körpercremen gerührt haben und von der Gastgeberin verdammt gut verköstigt wurden, haben wir am Nachmittag den Tempel der Nacht im Schlosspark Schönau besucht. Schande über mich – ich wohne quasi um’s Eck und habe vorher noch nie von dieser historischen Gartengrotte gehört.
Zuerst einmal gibt’s hier ein paar grundlegende Informationen zu Schloss und Schlosspark nachzulesen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Sch%C3%B6nau_(Nieder%C3%B6sterreich)
http://www.hinterberger.org/wiki/index.php?title=Der_Park_in_Sch%C3%B6nau_an_der_Triesting
Leider ist der wunderbare Schlosspark mit seinem uralten Baumbestand nicht mehr öffentlich zugänglich. Grund dafür sind laut Auskunft des jungen Mannes, der uns durch den Tempel geführt hat, in erster Linie Haftungsfragen, da fast bei jedem Sturm einer der alten Baumriesen fällt und der Grundbesitzer für alles haftbar gemacht werden kann, was auf seinem Besitz passiert. Schade.
Jedenfalls hatten wir die Möglichkeit, uns zwei Stunden vor der Tempelführung frei im Park zu bewegen und nach Kräutern und interessanten Pflanzen Ausschau zu halten. Es war ein echt schöner Spaziergang. Am meisten beeindruckt haben mich die zahlreichen jahrundertealten Baumriesen, vor allem die ausladenden Platanen. Man kann sich heute noch ausmalen, wie beeindruckend die gesamte Anlage damals um 1800 in ihrer Blütezeit gewesen sein muss.
Als dann um 15:00 die Führung durch den Tempel der Nacht begann, konnte ich mir unter der Anlage nur sehr wenig vorstellen. Die Überreste bestehen von außen gesehen aus einem Erdhügel, in dessen Mitte man etliche Meter in das ehemalige verfallende Tempelzentrum hinunterblicken kann. Nur ein paar mit Eisengittern verschlossene Eingänge haben darauf hingedeutet, dass da noch mehr unterirdisch verborgen sein muss. Als wir die Anlage dann bei Fackelschein betreten haben, wurden wir sofort von der besonderen Atmosphäre der Ruine eingefangen. Faszinierend!
In unterirdischen Gängen und Grotten umrundet man das runde Tempelzentrum und erfährt dabei, welche Attraktionen hier früher den Besuchern aus feinen Kreisen geboten wurde. Über 30 Personen waren notwendig, um den Tempel und seine Installationen zu betreiben. Symbolisch vollzog (und vollzieht) man dabei den Verlauf eines Menschenlebens – mal in breiteren, mal in schmalen Gängen, ein Auf und Ab, bis ein Spruch vor dem Eingang in die Mitte sozusagen das Ziel der Reise ankündigte: „Ihr Pforten auf, es ist vollbracht, den Pilger lohnt die heitre Nacht“.
Eben dieses Tempelzentrum muss früher absolut faszinierend gewesen sein. Mit grünem Marmor vertafelt, einer Galerie aus 16 weißen Marmorsäulen und einem Kuppeldach aus Kupfer, in dem sich die Gestirne abbildeten, hat es sicher einen bleibenden Eindruck bei den Besuchern hinterlassen.
Nachdem der Schöpfer Freiherr Peter von Braun auch einer Freimaurerloge angehörte, wird vermutet, dass die Anlage nicht nur zur Unterhaltung sondern auch für einschlägige Zeremonien verwendet wurde.
Leider war der Tempel der Nacht nur wenige Jahre in Betrieb, da sich Peter von Braun finanziell total verausgabte und die gesamte Anlage nach dem Beginn ihrers Baus 1796 schon 1817 an Jérome Bonaparte, den Bruder von Napoleon, abtreten musste. Dieser zeigte an dem Tempel wenig Interesse und ließ ihn zusehends verfallen.
Deshalb sind auch nur sehr wenige Dokumente vorhanden. Dennoch berichten etliche Zeitzeugen von einem Ausflug zu dieser Attraktion.
Auf Google Books hab ich ein einschlägiges Dokument gefunden, das man bei Interesse kostenlos als eBook herunterladen kann. Ab Seite 14 findet sich eine zeitgenössische Schilderung des Tempels samt seiner Installationen und Attraktionen:
Wanderungen und Spazierfahrten in die Gegenden um Wien
Fazit: Eine Besichtigung lohnt sich! Führungen werden laut Auskunft unseren Führers (abweichend von der Information auf der Website) auch schon ab 5 Personen angeboten:
http://www.schloss-schoenau.at/tempel-der-nacht-park/erlebnis-tempel-der-nacht/
Auch Kinder dürften die Anlage wirklich spannend finden. Das muss ich meiner Nichte unbedingt einmal zeigen. 🙂