Baumblüten-Saison

Jede Woche versuche ich mir zumindest eine Stunde Zeit zu nehmen und mit dem Rad eine „Wildpflanzen-Runde“ in der Umgebung zu fahren. Es ist schön, bewusst zu erleben, wie sich die Vegetation mit den Jahreszeiten ändert. Im Moment blühen sehr viele Bäume – u.a. Flieder, Kastanien, Robinien und Holunder.
Aus deren Blüten kann man wunderbare Produkte herstellen.

Flieder (Syringa vulgaris)

Fliederblüten

Aus den Fliederblüten hab ich ja vor einiger Zeit einen wirklich feinen Sirup hergestellt. Die Blüten sind der einzige Pflanzenteil des schwach giftigen Strauchs, den man bedenkenlos verarbeiten kann. Dieses Jahr hab ich sie in Palatschinken eingebacken serviert, was super aussieht und wirklich gut schmeckt. Auch in den Teig getaucht und herausgebacken sind sie eine Köstlichkeit. Zudem gibt’s nun einen kleinen Vorrat an getrockneten Fliederblüten für Tee und Dessert-Dekoration.

Wirkstoffe: Farnesol, ätherische Öle.
Wirkung: Fiebersenkend, beruhigend, schmerzlindernd.

(Ross-)Kastanie (Aesculus hippocastanum)

Rosskastanienblüten beim Trocknen

Auch von den wunderschönen Kastanienblüten hab ich ein paar gesammelt. Sie enthalten dieselben Wirkstoffe wie auch die reifen Samen, nur in geringerer Dosierung. So kann man daraus in Alkohol eine milde Tinktur ausziehen, die die Venen stärkt und auch gegen Husten eingenommen werden kann. Dazu werden die sauberen Blüten in mindestens 40-prozentigen Alkohol eingelegt und drei bis fünf Wochen lang an einem warmen, aber lichtgeschützten Ort ausgezogen. Bei Husten nimmt man davon zwei bis drei Mal täglich 10 bis 20 Tropfen, bei Venenschwäche und rheumatischen Erkrankungen reibt man sich mit der Tinktur ein.

Die weißen Blüten stammen von der gewöhnlichen Rosskastanie, die rötlichen von Kastanienbäumen, die auf eine Kreuzung mit der nordamerikanischen roten Rosskastanie zurückgehen (Aesculus rubicunda). Soweit ich das recherchieren konnte, gibt es in den Inhaltstoffen kaum Unterschiede.

Aus den roten Blüten hab ich zudem einen Hustensirup hergestellt indem ich die Blüten mit etwas Zitronensaft in Zuckerwasser ausgezogen und heiß eingemacht habe. Schmeckt nebenbei erstaunlich gut mit zart bitterer Note. 🙂

Eine super Informationsseite zum Thema hab ich hier gefunden: https://www.kraeuter-verzeichnis.de/kraeuter/Rosskastanie.htm

Wirkstoffe: Saponinglycoside – Aesculin, Aescin, Fraxin, Gerbstoffe, Phytosterin.
Wirkung: Zusammenziehende, gefäßdichtend, blutstillend.

Robinie/Akazie (Robinia pseudoacacia)

Robinien-/Akazienblüten

Die Robinie/Akazie ist ja gemeinhin als sehr giftiger Baum bekannt, was besonders für die Rinde und die Samen absolut zutrifft. Die enthaltenen Robine und Phasine verkleben rote Blutkörperchen und zerstören Gewebe! Nur die Blüten kann man in Maßen verwenden, und auch für sie gilt, dass man sie besser nicht roh genießt sondern zumindest kurz erhitzt, da so die Toxizität des Robins in jedem Fall verloren geht.

In Backteig ausgebacken schmecken die Blüten genauso herrlich wie sie duften. Für den Teig hab ich diesmal 40 g Mehl,  30 g Maisstärke, eine Prise Salz, 2 EL Wasser und 1 Ei verrührt. Und als Dip schmeckt dazu mit etwas Orangensaft und Schlagobers verquirlter Cremehonig.

Holunder (Sambucus nigra)

Holunderblüten

Holunder hab ich ja zum Glück im eigenen Garten und der mittlerweile mehrere Meter hohe Baum ist komplett in weiße Blüten gehüllt. Heuer hab ich etliche Dolden zum Trocknen ausgelegt um sie später für Tee zu verwenden. Dieser wird wegen der fiebersenkenden und schmerzstillenden Wirkung u.a. bei Grippe und Erkältungen empfohlen.

Kulinarisch hab ich dieses Jahr neben ausgebackenen Dolden und Sirup einmal etwas Neues probiert – kalten Hollerblüten-Fruchtaufstrich. Dafür schneidet man einen Apfel und ein ebenso großes Stück Wassermelone sehr klein, vermischt die Fruchtmasse mit rund 2 TL Chiasamen und gibt zum Schluss die sauberen abgezupften Holunderblüten nach Geschmack dazu. Eine sehr feine Sache, die man im Kühlschrank lagern und relativ schnell verbrauchen sollte.

Wirkstoffe: Flavonoide – Rutin, Chrysanthemin, Sambucin. Ätherische Öle.
Wirkung: Schweißtreibend, schmerzlindernd, fiebersenkend, entzündungshemmend.