Gestern hat Mama ihren Gutschein für einen Handarbeitskurs eingelöst und wir waren gemeinsam beim Nuno-Filzen mit Martina Wahl in der Wollwerkstatt am Myrahof. Bei Gluthitze haben wir ordentlich geschuftet und wunderbare Seidenschals als Belohnung mit nach Hause genommen.
Beim Nunofilzen werden Trägerstoff und Wolle durch einen Filzvorgang zu einem Gewebe verbunden. Auf feiner Seide aus Russland, die von Martina vorab nach individuellem Wunsch händisch gefärbt wurde, haben wir auf einer Länge von vier Metern Wolle aus farblich passenden Kammzügen aufgelegt und eingefilzt. Das Durchfilzen der Wolle durch die Seide geht naturgemäß umso leichter, je lockerer diese gewebt ist. Die russische Seide (Magellan-Seide ?) war hier super zu verarbeiten.
Wir haben den hauchdünnen Stoff auf einem langen Arbeitstisch auf Noppenfolie ausgelegt, leicht angefeuchtet und die Kammzüge auseinandergezupft und in feinen, fast spinnweben-artigen Strängen darauf ausgelegt.
Daraufhin wurde das Werkstück mit mehr Wasser besprenkelt, mit feingittrigem Vorgangstoff abgedeckt und so mit etwas Seife und vorsichtigem Reiben mit der Hand angefilzt. Nach Abnehmen des Abdeckstoffs kann man gleich beginnen, den Schal vom Ende her in der Noppenfolie einzurollen, und schafft so Platz am Arbeitstisch, um die weiteren Meter des Trägergewebes ebenso zu bearbeiten.
Wenn man die ganze Länge fertiggestellt und kompakt eingerollt hat, beginnt man sie gleichmäßig mit etwas Druck in einer flachen Wanne hin- und herzurollen und durchzuwalken. Am einfachsten, man zählt jeweils bis 100 bevor man die Rolle auf- und von der anderen Seite her umgekehrt wieder einrollt. Dies macht man so lange, bis die Wolle stabil auf der Seide haftet. Dabei merkt man bereits, dass der Schal der Länge nach ordentlich zu schrumpfen beginnt.
Danach packt man das Werkstück aus der Folie aus und knetet es weiter zusammengeschlagen durch, bis es etwa auf die Hälfte der ursprünglichen Länge geschrumpt ist. Wichtig dabei ist, dass man es zwischendurch immer wieder entfaltet und neu zusammenlegt, damit man die Flächen nicht versehentlich aufeinanderfilzt, sondern nur die Wolle auf der Seide verdichtet.
Zu guter Letzt haben wir die Schals etliche Male in klarem Wasser gespült und so von der Seife befreit. Nach einem abschließenden Bad in Essigwasser, das das leicht saure Milieu wieder herstellt, in dem sich die Wolle so richtig wohl fühlt, ging’s noch ab in die Wäscheschleuder – und fertig!
Das Ergebnis ist echt ein Traum – sowohl von den Farben und deren Verläufen her, als auch wegen der Weichheit des Gewebes und dem resultierenden Tragekomfort. Schwer verdient war’s allemal – während der Auslegephase mussten wir alle Fenster schließen, weil uns der Luftzug sonst die feinen Fasern verblasen hätte. Und während der Filz- und Walkphase war die Anstrengung der schweißtreibende Faktor. Aber wir wurden bestens verpflegt, und am Ende des Kurses waren alle stolz und glücklich mit dem Ergebnis – und vermutlich um das eine oder andere Kilo leichter. 😀
Ich kann den Kurs wirklich wärmstens empfehlen. Man erfährt während des Arbeitens von Martina viele Tricks und zusätzliche Kniffe, weshalb es sich auf jeden Fall lohnt mitzumachen. Kleiner Tipp am Rande: Im August gibt’s eine Wiederholung. Ich denke sogar ernsthaft darüber nach, nochmal teilzunehmen und einen weiteren Schal in anderer Farbkomposition herzustellen. Sonst muss ich mir glatt noch alle notwendigen Utensilien selbst besorgen, was mich dann wahrscheinlich dazu verleitet, mir den einen oder anderen (spärlich gesähten) freien Abend zum Filzen um die Ohren zu schlagen. Schön langsam wird’s wirklich eng mit der Zeit – bei so vielen schönen Dingen, die man fabrizieren kann, und die nebenbei auch noch viel Freude und Spaß machen. 🙂