Über den Kren

Schon etliche Male sind wir im Laufe unserer Kräuterpädagogen-Ausbildung auf den Kren gestoßen. Zuerst bei den ökologischen Anbaumethoden (Vermehrung über Fechser), auf der Hohen Wand als Musterpflanze auf Störflächen, dann beim Verarbeiten der herbstlichen Wildpflanzen-Wurzeln, und diese Woche beim Erarbeiten der pflanzlichen Inhaltsstoffe. Je mehr ich über die scharfe Pflanze weiß, desto faszinierender finde ich sie.

KrenArmoracia rusticana – (außerhalb Österreichs auch Meerrettich genannt) gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse. Wie schon beim Senf erwähnt, haben diese Pflanzen die enthaltenen Senfölglykoside gemein, die auch für die typische Schärfe verantwortlich sind. Insofern macht der Kren seiner Abstammung alle Ehre – nicht umsonst kommt sein Name angeblich vom slawischen „krenas“ was soviel wie „weinen“ bedeutet. Andere Quellen nennen das slawische Wort „koreň“ als Ursprung, was wiederum „Wurzel“ bedeutet.

Der Kren wächst als winterharte, ausdauernde, krautige Pflanze auf fast allen Böden, am liebsten jedoch am Rand von feuchten Wiesen und Flussufern. Neben den einschlägigen Kulturflächen kommt er vielfach auch verwildert vor. Vermehrt wird er vorrangig über Wurzelstecklinge, weil er nur unzureichend Samen bildet. Er wird von Herbst bis ins Frühjahr geerntet, wenn alle Kraft in den Wurzeln steckt. Man kann ihn sehr gut lagern, am besten kühl und in Sand eingeschlagen.

Kren, Meerrettich im Garten

Setzt man den Kren im Garten an, sollte man aufpassen, dass er sich nicht zu weit ausbreitet. Er hat eine unglaubliche Wuchsenergie, wie wir auch bei unseren Vermehrungslektionen gesehen haben: Ein kleines Stück Wurzel richtig eingepflanzt bringt in kürzester Zeit eine neue kräftige Pflanze hervor.

Kren, Meerrettich im Garten

Die Inhaltsstoffe des Kren machen ihn zu einer sehr breit einsetzbaren, wertvollen Heilpflanze. Die scharfen Senföle werden (wie beim Senf auch) erst nach Zerstörung der Zellen durch enzymatische Prozesse frei – also durch Schneiden oder zumeist durch Reiben. Sie sind stark antibiotisch, antiviral und pilzhemmend, was der Wurzel u.a. den Namen „Penicillin des Gartens“ eingebracht hat. Aber auch hautreizend, was man sich bei äußerlicher Anwendung zur Durchblutungsförderung und Schmerzlinderung zunutze machen kann:

Dazu legt man etwas geriebenen Kren in ein Tuch eingeschlagen auf die betroffenen Körperstellen. Der Wickel beginnt sofort zu wärmen und oft auch zu brennen. Niemals direkt auf die Haut legen, nie länger als vier Minuten und nicht bei Kindern anwenden! Man kann die betroffenen Hautstellen vorher auch mit Olivenöl einreiben um den Reiz ein bisschen zu mindern.

Die Wirkung ist faszinierend. Ich behandle meine „Maus-Schulter“ seit ein paar Tagen damit und bin fast schmerzfrei. Nicht schlecht.

Weiters enthält der Kren sehr viel Vitamin C (einigen Quellen zufolge doppelt so viel wie Zitronen), weshalb er auch als immunstärkendes Mittel verwendet wird. Gerade jetzt im Herbst kommt da ein Rachenputzer gerade recht, der oft auch eine beginnende Erkältung noch abfangen kann:

Kren und etwas Ingwer reiben, mit Zitronensaft und ein bisschen Honig vermischen und am besten auf ein Butterbrot gestrichen genießen. Schmeckt ja nach anteilsmäßiger Zusammensetzung wirklich gut – vorausgesetzt man mag den Kren.

Bei verschleimten Nebenhöhlen und Schnupfen genügt oft schon ein kurzer Krenwickel im Nacken, um alles wieder frei zu bekommen. Und sogar bei unkomplizierten (wiederkehrenden!) Harnwegsinfektionen hat sich die scharfe Wurzel als gutes Heilmittel herausgestellt.

Der alkoholische Auszug scheint als Einreibung bei rheumatischen Beschwerden sehr gut zu helfen, ein Bad im Wurzelabsud bei Frostbeulen oder auch zu hohem Blutdruck (Fußbad). Eingenommen regt die Krenwurzeltinktur die Verdauung an, ebenso ein Auszug in Wein.

Nicht zuletzt sagt man dem Kren auch eine stark krebsvorbeugende Wirkung nach, für die die schwefelhaltigen Substanzen verantwortlich gemacht werden. Aber auch hier gilt: Allzuviel ist ungesund. Die scharfen Senföle haben eine magenreizende Wirkung.

Kontraindikationen für die Anwendung von Kren sind Magen- und Darmgeschwüre, Nierenerkrankungen und Schilddrüsenfehlfunktionen. Auch bei Kindern (unter 6 Jahren) sollte man davon absehen und in der Schwangerschaft sehr vorsichtig damit umgehen.
Eine Überdosierung ist durch die Schärfe der Pflanze aber ohnehin kaum möglich.

Natürlich muss man dazu sagen, dass Schärfe und auch Geschmack nicht jedermanns Sache sind. Mir schmeckt’s zum Glück.
Ein Tipp dazu: Die Blätter sind ebenso wie die Wurzeln verwertbar und schmecken viel milder. Sie enthalten aber auch weniger der gesunden Wirkstoffe.

Neben den Krenwickeln für Nacken und Schulter werden ich die scharfe Wurzel nun auch vermehrt in unseren Speiseplan einbauen. Beim Kochen verliert sich die Schärfe, leider halt damit auch viele der wertvollen Inhaltsstoffe. Aber generell kann man neben Saußen, Suppen und Aufstrichen sogar Desserts daraus basteln! Sehr geniale Rezepte hab ich u.a. auf der Steirerkren-Website gefunden:

Auf jeden Fall darf sich der Kren zukünftig im Garten breit machen. Nach allem, was ich jetzt über ihn weiß, werd ich ihm ruhig ein paar Quadratmeter mehr zugestehen. 🙂