Nach mehr als einem halben Jahr Kräuterpädagogik-Ausbildung wars diese Woche soweit: Wir hatten unsere Abschlussprüfung, die ich ziemlich problemlos bestanden habe. Letztes Wochenende hab ich dafür noch mein Herbarium finalisiert und kurzfristig beschlossen, dass der gewöhnliche A3-Ordner aus Pappendeckel kein würdiger Rahmen für die viele Arbeit ist, die in der Pflanzensammlung steckt. Also hab ich am Sonntag noch zusammengesucht, was Haus und Werkstatt so hergibt, und mir selber ein schöneres Exemplar gebaut. Bis auf ein paar kleinere Mankos bin ich sehr zufrieden damit.
Zuerst einmal hab ich die beiden Deckel und den Ordnerrücken in der gewünschten Größe auf einen sehr stabilen, dicken Karton übertragen und ausgeschnitten. Im nächsten Schritt hab ich dafür einen langen Beutel aus Kunstleder genäht, das ich noch von den Hipster-Beuteln für meine Nichte übrig hatte. Mit ein bisschen Zugabe rundherum hab ich beide kurzen Seiten und eine lange auf links zusammengenäht und den entstandenen Schlauch dann auf rechts gewendet.
Dann hab ich als erstes einen großen Kartonteil von unten rechts bis zum Anschlag hineingeschoben und an der linken Seite abgenäht. Diese Naht bildet gleichzeitig quasi ein „Scharnier“ zum Ordnerrücken. Als nächstes wurde der schmale Karton für den Rückenteil von unten bündig eingeschoben und ebenfalls abgenäht. Wenn man halbwegs brauchbar gemessen hat, passt der zweite Ordnerflügel-Karton nun perfekt in die verbleibende Kammer. Unten ist nach wie vor alles offen.
Ich hab deshalb unten offen gelassen, damit ich für die Montage der Ordner-Bügel problemlos ein Stück dünnes Holz einschieben konnte. Das hab ich gebraucht, um die Bügelteile stabil zu befestigen. Ich hab sie aus zwei alten A4-Ordnern ausgebaut, die Löcher ein bisschen aufgebohrt und mit M4-Schrauben genau im richtigen Abstand auf den unteren Ordnerflügel geschraubt. Mit dem Metall der Bügel und dem eingeschobenen Holz hinten als Gegenhalt kann man das ordentlich anziehen – alles sitzt bombenfest.
Dann hab ich die untere Seite umgeschlagen, mit Schneiderklemmen fixiert und die Naht geschlossen.
Das Ergebnis ist nicht übel: Ein leichter, aber dennoch extrem stabiler A3-Ordner, der viel edler wirkt als ein 0815-Pappendeckel-Exemplar. Er ist auch abwischbar und wird in Kürze sogar noch ein schönes Metallschild verpasst bekommen.
So weit, so gut. Zwei Dinge gibts, mit denen ich noch nicht zufrieden bin:
Zum einen stehen die Schraubenköpfe, mit denen ich die Ordnerbügel befestigt habe, auf der Unterseite noch ein bisschen vor. Ich werde hier versuchen, passende schwarze Plastikkappen zu bekommen, oder eventuell auch einfach die Schrauben nochmal gegen flachere Exemplare tauschen.
Und zum anderen spießt einer der Ordnerbügel ein bisschen, weil er nicht hundertprozentig deckend schließt. Auch das ist leicht behoben. Der Bügel kann jederzeit rausgeschraubt und getauscht werden – was ich auch machen werde, sobald mir in einem alten A4-Ordner ein besserer unterkommt.
Die beiden Metallschilder sind ebenfalls bereits fertig zur Montage. Mit Herberts Werkstatt-Laser war die Herstellung ein Kinderspiel. Ich muss jetzt nur noch polieren und überlegen, welches wohin kommt.
Auf jeden Fall bin ich froh, die Prüfung hinter mir zu haben. Allerdings hat mir die Art zu lernen nicht wirklich getaugt: Bei vielen Pflanzen hab ich Inhaltsstoffe und Verwendung mehr oder weniger auswendig gelernt, weil ich sie noch nie angewendet habe. Das ist normalerweise Wissen, das schnell wieder verloren ist. Nur Erfahrungswissen bleibt wirklich fast ewig haften, weshalb ich mir vorgenommen habe, alle 46 Pflanzen in diesem Jahr intensiv zu verwenden und auszuprobieren. 52 Wochen für 46 Pflanzen – das sollte sich ausgehen, wenn man die ganz finsteren Wintertage ausklammert und im Sommer ein bisschen mehr Engagement zeigt.
Über die neuen Erkenntnisse, die sich dann hoffentlich in der Praxis einstellen, wirds hier sicher den einen oder anderen Beitrag zu lesen geben. 😉