Meine Gesichtshaut ist dank jahrelanger Schlamperei leider etwas mitgenommen. Holzhacken bei Minusgraden und scharfem Wind – ist ja alles kein Problem. Wie wär’s mit Fettcreme als Schutz? Fehlanzeige, wer denkt denn an so was …
Die Folge der Erfrierungen im Winter und leichter Sonnenbrände im Sommer sind dauerhaft „rote Backerl“, medizinisch Rosacea genannt. Nun werden dafür spezielle Pflegeprodukte empfohlen, die zumeist hohen Wasseranteil haben und wenig fetten. Zeit, so etwas einmal selber herzustellen.
Im Winter hab ich mir eine derartige Spezialcreme aus der Apotheke geleistet. Allerdings mit dem Erfolg, dass die Kälte aufgrund des hohen Feuchtigkeitsanteils noch stärker an meinen Backen genagt hat. Weshalb ich in der kalten Jahreszeit mittlerweile eher auf ein Gesichtsöl zurückgreife, dass man sich ganz einfach auch selber mischen kann:
Hochwertige Öle wie Jojoba-, Mandel- oder auch Hagebuttenkernöl vermischen, eventuell ein paar Tropfen nicht reizende ätherische Öle (z.B. Lavendel) zusetzen, in eine Pipettenflasche füllen und nach der Reinigung ein paar Tropfen einmassieren.
Die anstehende warme Jahreszeit schreit aber wirklich eher nach leichten, weniger fetten Pflegemitteln. Also hab ich mir einige Gelbildner und natürliche Emulgatoren besorgt, um auch einmal mit der Herstellung von Cremes herumzuexperimentieren.
Salben aus Kräuterölauszügen und Bienenwachs, also ausschließlich aus fettlöslichen Substanzen, mache ich ja schon länger selber. Diese sind allerdings naturgemäß sehr fett und reichhaltig und ziehen schwer ein. Cremes hingegen enthalten einen Wasseranteil und werden so von der Haut besser aufgenommen und hinterlassen keinen Fettfilm.
Nun weiß jedoch jedes Kind, was passiert, wenn man Wasser und Öl mischt – nämlich gar nichts. Das Öl schwimmt auf dem Wasser ohne sich mit ihm zu verbinden. Dafür braucht es Emulgatoren. Das sind Stoffe, die sowohl mit einem hydrophilen (wasserliebenden) als auch mit einem lipophilen (fettliebenden) Ende ausgestattet sind und so eine stabile Verbindung zwischen den beiden Gegenspielern herstellen können. Man unterscheidet dabei Öl-in-Wasser-Emulsionen, bei denen die Fettmoleküle von einer wässrigen Hülle umgeben werden, und Wasser-in-Öl-Emulsionen, bei denen es sich umgekehrt verhält.
Für’s erste hab ich einmal mit dem Emulgator Tegomuls experimentiert. Dies ist ein rein pflanzlicher, aus Stearinsäure gewonnener Emulgator, der sehr viel Wasser binden kann und besonders für Tagescremes geeignet ist. Seine INCI (= Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe) Bezeichnung lautet: Hydrogenated palm glyceride. Der Stoff wird als weißes Pulver verkauft. Was mir daran sehr gefällt: Man kann ihn sogar essen – er wird in der Lebensmittelindustrie oft für Eiscremes oder auch Tortenböden verwendet.
Tegomuls schmilzt ab etwa 50 Grad und wird zusammen mit den fettigen Anteilen der Creme erhitzt. Es ist leicht zu verarbeiten, macht jedoch Probleme, wenn die Creme einen niedrigen PH-Wert hat oder bei zu geringem Wasseranteil. Soviel zur Theorie.
Experiment Nummer 1 war gleich ein voller Erfolg – eine Frauenmantel-Gesichtscreme mit Tegomuls als Emulgator:
15 ml Frauenmantel-Ölauszug (am besten in Mandel- oder Jojobaöl)
5 g Tegomuls
2 g Bienenwachs
1 g Kakaobutter
und
45 ml destilliertes Wasser oder Hydrolat
getrennt in hitzefesten Gefäßen im Wasserbad erhitzen.
Vom Herd nehmen und
2 g Sheabutter (hitzeempfindlich!)
in der Ölmischung schmelzen. Dann unter ständigem Rühren das Wasser langsam in die Ölmischung tropfen und so lange weiterrühren, bis die Creme etwa handwarm abgekühlt ist. Es kann durchaus sein, dass die Konsistenz zwischendurch puddingartig wird, wovon man sich aber nicht irritieren lassen sollte. Einfach geduldig weiterrühren.
Dann noch ein paar Tropfen eines nicht reizenden ätherischen Öls einrühren, in Salbentiegeln füllen und gut verschließen.
Das Ergebnis war eine reichhaltige Creme mit angenehmer Konsistenz, die sehr gut einzieht und keinen Fettfilm hinterlässt. Der Frauenmantel hat prinzipiell eine adstringierende und beruhigende Wirkung und wird auch in Form von Umschlägen oft bei Hautirritationen, Ekzemen und Geschwüren eingesetzt. Mal sehen, ob er mir gut tut.
Ich bin jedenfalls begeistert – wieder etwas, das man viel besser und billiger selber herstellen kann als man es im Geschäft je kaufen könnte!
Sobald diese Creme aufgebraucht ist, werde ich noch Versuche mit den anderen Emulgatoren machen, die ich gekauft habe. Rezepte und Erfahrungen folgen in Kürze.