Fast unser ganzes Grundstück ist von einer dichten Flieder-Hecke (Syringa vulgaris) umgeben. Schon seit einigen Wochen duftet alles nach den wunderbaren Blüten. Grund genug, einmal mehr über diese Pflanze in Erfahrung zu bringen, die zumeist nur als (schwach giftiger) Zierstrauch bekannt ist.
Alle Teile des Flieders sind tatsächlich schwach giftig, da sie geringe Mengen des Glykosids Syringin enthalten. Vergiftungssymptome würden aber erst nach Aufnahme massiver Pflanzenmengen auftreten. Und das ist in diesem Fall eher unwahrscheinlich, da der gesamte Flieder ausgeprägt bitter schmeckt. Dies macht ihn aber angeblich wiederum zu einem guten Heilmittel gegen Fieber und Verdauungsschwäche.
Tee aus getrockneten Fliederblüten bringt den Stoffwechsel in Schwung und hilft äußerlich angewendet gegen Rheumaschmerzen und Gichtanfälle. Auch ein Ölauszug kann für letztere beiden Anwendungen hergestellt werden. Interessanterweise hab ich auf einer Website sogar einen Hinweis auf leberschützende Wirkung des Syringins gefunden. Wahrscheinlich ist es so wie immer mit Heilpflanzen – die Dosis macht das Gift.
In unseren Breiten gilt der Flieder als invasiver Neophyt und ist daher in verwilderter Form nicht so gerne gesehen. Und vermehren tut er sich wirklich mit aller Gewalt. Würden wir entlang unserer Hecke nicht bei jeder Mahd mit dem Traktor die Ausläufer abmähen, so hätten diese vermutlich bereits einen drei Meter starken Saum rund um das Grundstück in Beschlag genommen.
Mittlerweile sollten die Fliedersträucher dringend einmal durch einen gröberen Rückschnitt verjüngt werden. Allerdings muss man dann im kommenden Jahr auf die wunderbare Blüte verzichten. Vielleicht raffe ich mich in nächster Zeit auf und schneide einfach einmal eine Hälfte und im kommenden Jahr dann die andere: http://www.gartendatenbank.de/forum/flieder-schneiden-wann-wie-zurueckschneiden-anleitung-bild-t-134-1
Wenn man sich im Internet übrigens weiterführend über die Pflanze informiert, muss man teilweise aufpassen, wenn Informationen oder Rezepte ohne Fotos zum „Flieder“ gegeben werden. Besonders im norddeutschen Raum versteht man unter dieser Bezeichnung unseren „Holunder“ oder „Holler“, weshalb mit „Fliederblütensirup“ zumeist ganz einfach der wohlschmeckende „Hollerblütensirup“ gemeint ist.
Genau diese Namensgleichheit hab ich zum Anlass genommen, einmal etwas Anderes auszuprobieren, nämlich wirklich „Fliederblütensirup“. Da das Aroma vermutlich – wie auch das der Holunderblüten – ziemlich hitzeempflindlich ist, habe ich den Sirup kalt angesetzt. Die Fliederblüten wurden zuerst feinsäuberlich von den Stängeln gezupft und dann zusammen mit einer in Scheiben geschnittenen Bio-Zitrone in einer Schale mit zimmerwarmem Zuckerwasser (ca. 1/2 kg Zucker auf 1 lt Wasser aufkochen und abkühlen lassen) übergossen und kühl gestellt. Danach hab ich die Flüssigkeit zwei Tage bei gelegentlichem Umrühren durchziehen lassen.
Zuletzt wird alles vorsichtig abgeseiht und entweder gleich verbraucht (gekühlt haltbar etwa 2 bis 3 Wochen) oder durch ganz vorsichtiges, kurzes Erhitzen und Abfüllen in sterilisierte Flaschen haltbar gemacht.
Das Ergebnis hat mich erstaunt. Das wunderbare Aroma der Blüten hat sich sehr gut konservieren lassen. Als Topping gibt der Sirup Desserts einen letzten, feinen Schliff und aufgespritzt mit Wasser erhält man ein erfrischendes Getränk. Ich bin zufrieden und frag mich nur, warum ich das nicht schon viel früher probiert habe. 🙂