Nadelbinden

Auf der Suche nach neuen Verwertungsmöglichkeiten für meine selbstgesponnene Wolle bin ich auf die uralte Textiltechnik des Nadelbindens gestoßen. Durch mehr oder weniger komplexes Verschlingen eines Fadens entstehen hier elastische Stoffe mit teils sehr attraktiven Mustern.

Im Gegensatz zum Stricken und Häkeln wird hier nicht mit einem Endlosfaden gearbeitet, sondern mit kürzeren Fadenstücken, die immer wieder (mittels verschiedener Techniken) an den bestehenden Arbeitsfaden angestückelt werden. In den so gefertigten Textilien können sich zudem keine Laufmaschen bilden, weil sich die jeweils letzte Schlinge immer zu einem Knoten schließt, wenn man an einem losen Fadenende anzieht.

Diese Textiltechnik war bereits in der Jungsteinzeit bekannt, wie die ältesten Funde belegen, wurde aber nach Verbreitung der schnelleren Stricktechnik im Mittelalter sukzessive von dieser verdrängt und geriet in weiten Teilen Europas in Vergessenheit – mit Ausnahme von Skandinavien. So sind etliche der bekannteren Nadelbinde-Stiche auch nach skandinavischen Orten benannt.

Nun zur Technik: Als Anfängerin hab ich erstmal einen der einfachsten Stiche ausprobiert und gelernt – den Oslo-Stich. Als Nadel hab ich eine Webnadel aus Plastik verwendet, die ich bereits daheim hatte. Man muss im Prinzip nichts extra kaufen, sondern kann sich auch aus kleinen Ästen oder einem hölzernen Eisstiel selber mit wenig Aufwand eine perfekte Nadel fertigen. Eine gute Anleitung für den Oslo-Stich (Hansen-Notation UO/UO O F1) in der Daumenfesselmethode gibt es hier:

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Wenn man den Dreh einmal heraußen hat, geht das wirklich sehr flink, und das entstehende Gewebe hat eine echt schöne Struktur. Ich hab versucht, das Werkstück zu wenden und in Reihen hin und her zu nadeln, und das Ergebnis war ganz brauchbar:

Nadelgebundenes Gewebe im Oslo-Stich

Schön schaut auch ein Farbwechsel in jeder Reihe aus, was sich auf der Vorderseite fast wie um 90 Grad verdrehte, quer umlaufende rechte Strickmaschen ausnimmt.

Nadelbinden - Oslo-Stich

Hinterseite …

Nadelgebundenes Gewebe Hinterseite

Vorderseite …

Nadelgebundenes Gewebe Vorderseite

Zum Verlängern des Arbeitsfadens hab ich übrigens den Russian Join gewählt:

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Sehr schön schaut der Oslo-Stich auch aus, wenn man mit jeweils drei Maschen arbeitet, wie hier gezeigt wird:

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Ich finde diese Technik wirklich faszinierend und möchte in nächster Zeit noch ein paar weitere Stiche ausprobieren und lernen. Sehr schön finde ich beispielsweise den Korgenstich und den Arborga-Stich, der aber schon relativ komplex zu arbeiten ist. Als Werkstück werd ich erst einmal einen einfachen Schal fertigen, bevor ich mich an schwierigere Dinge wie Hauben und Handschuhe wage.

Schöne Stichvarianten mit super Beschreibungen sind übrigens hier gesammelt: http://nadelbindung.blogspot.co.at/search/label/Stich

Fazit: Eine wirklich lohnende neue Handarbeitstechnik, die einen teilweise ganz schön fordert. 🙂