Es ist wieder soweit: Der Holunderbusch, den ich seit nunmehr drei Jahren im Garten wuchern lasse, steht in voller Blüte. Mittlerweile hat er die Vier-Meter-Marke geknackt – offenbar gefällt ihm der Platz, den er sich damals sozusagen selber ausgesucht hat. 😉
Wir mögen den Geschmack und Geruch der Hollerblüten beide sehr gerne, und darum hab ich diese Woche einmal andere Dinge als nur Hollerküchl, Limonade, Hugo und Sirup ausprobiert.
Wenn’s am Abend einmal schnell gehen muss und nicht zu viel sein soll, gibt es von Zeit zu Zeit ein Grießkoch. Mit einer Handvoll Holunderblüten, die man kurz vor Ende der Garzeit unterhebt, bekommt das Gericht eine wunderbare Note. Schmeckt perfekt – auch ohne Kakaopulver, Zimt & Co. Ich könnte mir auch ein süßes Risotto in der Art sehr gut vorstellen.
Auch zum Frühstück machen die weißen Dolden eine gute Figur. Im Haferflockenbrei mit ein bisschen Ahornsirup gesüßt sind sie eine echte Delikatesse. Früher hab ich das immer als „Babyfutter“ abgetan und morgens bei deftigeren Dingen ordentlich zugelangt. Mittlerweile ess ich Porridge aber ziemlich oft, weil er zum einen lange satt macht ohne im Magen zu liegen, und zum anderen auch wirklich gut schmeckt, wenn man ihn entsprechend „adaptiert“.
Ein anderes gutes Rezept ist aus einer „Guerilla-Cooking“-Aktion heraus entstanden. Im Gegensatz zur landläufigen Bedeutung verwenden wir den Begriff immer dann, wenn ich versuche, aus den Lebensmitteln, die dringend verbraucht werden müssen, ohne Rezept irgendein Gericht zu komponieren – Ausgang ungewiss, Ergebnis meist interessant und sehr schmackhaft. Früher hab ich oft bereut, bei wirklich super Ergebnissen die Mengen und Zutaten nicht zum Nachkochen notiert zu haben, weshalb ich das nun prinzipiell mache.
Und so hat’s diese Woche eine Art „Holunderblüten-Flammkuchen“ gegeben. Ich schreib das Rezept hier genauso auf, wie ich es aus den Zutaten zusammengepantscht hab, die gerade zuhause waren.
Germteig:
- 250 g Mehl (1/2 Dinkel-Vollkorn, 1/2 Weizen)
- 1/2 Würfel Hefe, aufgelöst in 50 ml warmem Wasser
- 1/4 TL Zucker
- 1/4 TL Salz
- 100 ml Schlagobers
zu einem geschmeidigen Teig verkneten und warm gehen lassen, bis er das Volumen ungefähr verdoppelt hat.
Belag:
- Schlagobers und Sauerrahm ca. 1:1 auf 200 ml mischen.
- 1 Ei dazugeben und alles gut verrühren
Den Teig ausrollen und außen einen ca. 1 cm hohen Rand formen. Die Obers-Ei-Mischung darin verteilen, mit abgezupften Holunderblüten belegen und bei 220°C ca. 30 Minuten backen. Fazit: Extrem gut!
Aus der übrigen Hefe und den restlichen geernteten Hollerblüten hab ich das süße Pendant dazu gebacken – ebenfalls wirklich sehr fein:
Aus
- 250 g Mehl (wiederum 1/2 Dinkel-Vollkorn, 1/2 Weizen)
- 50 g Zucker
- etwas Vanille
- 1 Prise Salz
- 130 ml Schlagobers-Wasser-Gemisch
- 1/2 Würfel Hefe
einen Germteig kneten und wiederum gehen lassen (hab zwei Stunden lang etwas anderes gemacht). Den Teig dann ein paar mal in sich selbst falten, auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech etwa 1 bis 1,5 cm hoch ausbreiten und nochmal ca. 30 Minuten gehen lassen.
In der Zwischenzeit das Backrohr auf 180°C Ober-/Unterhitze vorheizen und
- 40 g Margerine oder Butter
- 70 g Mischung aus Nüssen, Mohn etc., in meinem Fall:
- ca. 50 g Sonnenblumenkernen
- ca. 10 g Kokosnussflocken
- ca. 10 g Mohn
- 50 g Zucker
- Hollerblüten nach Belieben
in einem Topf unter Rühren kurz aufkochen.
In den Germteig nun mit dem Finger einige Vertiefungen drücken und eventuell mit Butterflocken belegen. Dann 10 Minuten backen, aus dem Rohr nehmen, die Mischung aus dem Topf darauf verteilen und weitere 20 Minuten fertigbacken. Schmeckt voll gut zum Frühstück oder zum Kaffee.
Auch die Robinien/Akazien im Garten werden demnächst aufblühen. Während alle anderen Teile dieser Bäume ziemlich giftig sind, sind die Blüten genießbar und sehr wohlschmeckend. So werde ich in den nächsten Tagen einmal versuchen, sie ebenso wie Hollerblüten herauszubacken und eventuell auch zusammen mit Rhabarber zu einem Kompott zu verkochen. Wenn’s gelingt, gibt’s hier die Rezepte.