Diese Woche habe ich mir einen eintägigen Oxymel-Kurs bei Gabriela Nedoma gegönnt. Das Thema ist irrsinnig spannend, das Wissen der Vortragenden phänomenal, und das Ergebnis extrem gesund, leicht gemacht und wohlschmeckend. Ich bin voll begeistert und werde dieses Verfahren in Zukunft absolut favorisieren, wenn es um die Verwertung und Konservierung meiner Kräuterernte geht.
Oxymel ist nichts anderes als „Sauerhonig“ – eine Mischung aus Essig (oxy = sauer) und Honig (meli). Als Heilmittel hat es eine sehr lange Tradition und vereint (auch ohne weitere Zusätze) die gesunde Wirkung der beiden Komponenten:
- Honig: Wirkt als Katalysator für Wirkstoffe, verbessert auch deren Aufnahme im Körper. Ist antibakteriell, pilzhemmend, wirkt weiters wärmend und vitalisierend. Enthält rund 200 verschiedene Substanzen!
- Essig: Bietet sehr gute Extraktions- und Konservierungskraft. Wirkt keimtötend, antibakteriell, kühlend.
- Oxymel: Optimiert und harmonisiert die Wirkung durch kontrollierte Säuerung des Honigs.
Nun kann man in Oxymel Kräuter, Gewürze, Salz und andere Minerale einlegen und lösen, was quasi alkoholfreie Tinkturen entstehen lässt, die auch für Kinder geeignet sind und überdies voll gut schmecken. Natürlich ist auch der Trägerstoff in diesem Fall sehr gesundheitsfördernd, weshalb Oxymel auch laufend eingenommen werden kann, darf bzw. sogar soll. Wenn man allerdings arzneitechnisch wirksame Kräuter damit verarbeitet, sollte die Einnahme sicherheitshalber kurmäßig erfolgen, also beispielsweise eine einmonatige Kur gefolgt von einer einwöchigen Pause. Am besten nimmt man 15 bis 30 Minuten vor den Mahlzeiten drei Mal am Tag einen Teelöffel bis einen Esslöffel Oxymel und beobachtet die Reaktion des Körpers.
Prinzipiell kann Oxymel auch auf die Haut aufgetragen werden, was allerdings immer verdünnt erfolgen sollte (1:2, 1:3). Es gleicht so quasi einem natürlichen, sanften chemischen Peeling. Auch mit Joghurt verdünnt ergibt es eine sehr angenehme Gesichtsmaske.
Für die Herstellung löst man Honig in Essig in variablen Anteilen auf, wobei man hier durchaus nach Gefühl vorgehen kann. Alle erdenklichen Mischverhältnisse sind möglich (1:1, 1:3, 1:2, 1:1, 2:1 …), je nachdem, ob man eher ein saures oder ein süßes Oxymel herstellen möchte. Alle Zutaten sollten naturbelassen sein, also der Honig nicht erhitzt, der Essig natürlich vergoren und nicht gefiltert etc.
Will man Kräuter im Oxymel ausziehen, so sollte deren Anteil in etwa ein Viertel bis die Hälfte des Gesamtvolumens betragen, bei Gewürzen eher weniger (ca. 1/10). Für Knospen nimmt man durch die darin enthaltene geballte Pflanzenkraft nur rund 1/50 bis 1/100 der normalen Kräutermenge. Natürlich können auch getrocknete Kräuter verwendet werden, was dann aber etwas mehr Flüssigkeit aufsaugt. Verdünnt werden kann jederzeit zusätzlich mit ein wenig abgekochtem Wasser oder auch Mineralwasser (Leitungswasser ist oft gechlort, besonders im Sommer).
Verreibt man die Ingredienzien sehr fein, so kann man das Oxymel im Grunde sofort verwenden, ansonsten lässt man es eine Woche bis einen Monat kühl und dunkeln ruhen und ausziehen. Je nach zugesetzten Kräutern oder Gewürzen seiht man es dann wahlweise ab und genießt es am besten drei Mal täglich vor den Mahlzeiten.
Sehr gut schmecken die meisten Oxymel-Zubereitungen auch als erfrischende Limonaden, wenn man sie mit Mineralwasser aufgießt. Früher wurden sie auch oft warm eingenommen, was ich mir zum Beispiel mit entsprechend wärmenden Gewürzen in der kalten Jahreszeit sehr gut vorstellen kann. Generell machen sie auch kulinarisch einiges her, so z.B. in Salatmarinaden, zu Käse oder Antipasti, im Müsli, zu Joghurt, Früchten oder auch Sekt.
Die diesjährige Kräutersaison steht ja bereits vor der Tür, und ich werde heuer sicher viele Oxymel-Varianten herstellen. Die ersten Kandidaten werden Vogelmiere (ein generelles Aufbaumittel), Scharbockskraut (Vitamin C, vor der Blüte!), Birkenblätter, Fichtenwipfel, Spitzwegerich, Schafgarbe und Löwenzahn sein. Ich freu mich schon auf’s Werkeln und werde berichten.
Hier noch ein Oxymel-Beispiel, das wir ähnlich im Kurs zubereitet haben und von mir daheim gleich in leichter Variation „nachgebraut“ wurde:
Sonnen-Oxymel
500 g Honig
250 g Essig
250 g Mineralwasser
2 Bio-Zitronen
1 Ingwerknolle
1 TL Kurkuma
Den Honig in Essig und Mineralwasser auflösen, Zitronen (als Ganzes) und Ingwer grob zerkleinern und alles zusammen mit dem Kurkuma mit dem Stabmixer gut durchmixen. In ein Glas füllen, verschließen und kühl und dunkel stellen.
Ich hab dieses Oxymel nicht abgeseiht, sondern trinke es nach kurzem Aufschütteln samt „Fruchtfleisch“ pur oder verdünnt. Möbelt ordentlich auf und schmeckt wirklich gut. Allein die Farbe macht gute Laune. 🙂
Im Kurs haben wir die kleingeschnittenen Zutaten mit der Honig-Essig-Mischung übergossen. So zubereitet sollte es mindestens eine Woche ausziehen. Wie gesagt, je feiner man alles zerkleinert, desto eher kann es gleich bzw. nach relativ kurzer Wartezeit genossen werden.