Fast hätte ich es im alltäglichen Arbeitstrott, der momentan wenig Zeit zur Reflexion lässt, übersehen: In der Nacht von Freitag auf Samstag gab es etwas zu feiern: Das alte keltische Fest Imbolc zu Ehren der Lichtjungfrau Brigid – bzw. das christliche Fest Maria Lichtmess, das traditionell die Weihnachtszeit beendet.
Zu Imbolc feierten die Kelten die Wintermitte und den nahenden Frühling. Das Datum variiert dabei leicht: Oft wird der erste Februar als der korrekte Tag genannt, manchmal der zunehmende Februar-Halbmond. Im christlichen Kulturkreis feiert man zu dieser Zeit Maria Lichtmess, wobei nicht klar ist, ob es sich dabei wirklich um eine „Verchristlichung“ des keltischen Jahresfestes handelt. Laut Wikipedia existieren keine Beweise dafür, dass Imbolc in vorchristlicher Zeit irgendwo außerhalb Irlands praktiziert wurde, während Lichtmess im östlichen Mittelmeerraum begangen wurde.
Wie und wo auch immer: Zu dieser Zeit erwacht die Natur aus der Winterstarre, die Tage werden länger, die Sonne wärmer. Folgerichtig ist es ein Fest des Lichts und der Lebendigkeit, der Reinigung und des Neubeginns, das die unbändige Energie des Frühlings feiert. Die Lichtjungfrau Brigid („die vom Strahlenkranz umgebene“) löst die dunkle Perchta ab, die den Winter über geherrscht hat.
Der Brigid zugeordnete Baum ist die Birke. Auch sie symbolisiert den Neubeginn. Früher erhielten Mägde und Knechte am 2. Februar ihren Jahreslohn, wurden symbolisch entlassen und auch gleich wieder eingestellt. Allerdings stand es ihnen auch frei, die Stelle zu wechseln oder aber auf Wanderschaft zu gehen.
Ich finde dieses überlieferte Brauchtum ziemlich spannend, besonders auch im Hinblick auf die Ethnobotanik, die die Verwendung der Pflanzen durch den Menschen erforscht und hier auch in den Jahreskreisfesten ein breites Betätigungsfeld hat.
Auf jeden Fall bietet der Termin Anlass zu einem schönen Räucherritual, wie ich sie immer mehr zu schätzen lerne. Es sind Momente des Innehaltens, des zur Ruhe Kommens und der Reflexion.
Passend zum Anlass hab ich Beifuß, Copal, Fichte, Lavendel und Salbei gemischt und achtsam im Haus verräuchert.
Beifuß ist eine uralte Kultpflanze und eines der wichtigsten Räucherkräuter. Die Pflanze unterstützt bei Veränderungen, fördert Loslassen und Neubeginn und ist so perfekt für Imbolc geeignet. Eine Warnung am Rande: Der Beifuß darf nicht in Gegenwart von Schwangeren verräuchert werden (wehenfördernd), und sollte auch bei Kindern nicht angewendet werden.
Unter Copal versteht man bernsteinartige Harze von unterschiedlichen Balsambaumgewächsen. Ich hab Weißen Copal verwendet, der mit seinem zitronenartigen, erfrischenden Duft traditionell für reinigende Zeremonien verwendet wird. Er fördert auch Konzentration und Klarheit und wirkt leicht bewusstseinserweiternd.
Von der Fichte können die Nadeln und auch das Harz verräuchert werden. Ich hab von beidem ein bisschen etwas im Garten gesammelt. Man bezeichnet sie auch als „Waldweihrauch“. Der frische Duft des Nadelbaums wirkt belebend, reinigend und klärend.
Der Lavendel steht für Reinigung („lavare“ = „waschen“!) und hilft, Altes loszulassen und das Neue zu begrüßen. Er ist auch für Kinder geeignet und beruhigt einerseits, während er andererseits die Konzentration fördert.
Auch der Salbei ist ein klassisches, wichtiges Räucherkraut. Er löst Belastendes, befreit Gedanken und Emotionen und macht so frei für die Konzentration auf das Neue und Wichtige.
Es hat wirklich gut getan, einmal kurz aus dem Alltags-Getöse auszusteigen und bewusst den Frühling mit allem willkommen zu heißen, was er denn so bringen mag.
Ich hab mir dafür auch eine neue Räucherfeder gebastelt: Mittels Drahtweb-Techniken hab ich vier Fasanenfedern miteinander verbunden und verziert.
Mir gefällt’s, und spätestens zu Ostern – oder Ostara, dem Sonnenfest – werde ich sie wieder auspacken. 🙂