Besuch beim Pecher in Hernstein

Gestern Nachmittag haben wir zusammen mit den „Kräuterfrauen“ einen Ausflug zum Pecherhof in Hernstein gemacht. Herr Schreieck, der Inhaber persönlich, hat uns im Wald umfassend über das Thema informiert und uns die Arbeitsschritte und Werkzeuge direkt am Baum demonstriert. Es war hochinteressant!

Das Pech ist der harzige Saft lebender Kiefern, der den Baum vor Krankheitserregern schützt und seine Wunden verschließt. Er wird hier in Hernstein aus der niederösterreichischen Schwarzkiefer gewonnen, die in diesem Großraum mit 80.000 Hektar das größte geschlossene Verbreitungsgebiet der Welt hat. Das Harz dieser Bäume ist von höchster Qualität.

Ein Baum liefert rund 4 bis 5 kg Harz pro Jahr, was bei 10.000 bewirtschafteten Bäumen etwa 40 Tonnen Pech Ertrag pro Jahr bedeutet. Ein großer Anteil davon wir exportiert, ein Teil zu Terpentin und Kolophonium destilliert, und ausgesuchte Chargen werden zu Körperpflegeprodukten verarbeitet. Baumharze wirken sehr gut gegen Entzündungen der Muskeln und Gelenke, aber auch bei Erkrankungen der Atemwege, Bronchitis etc.

Während in anderen Ländern die Wunden, die dem Baum zugefügt werden, zumeist mit Schwefelsäure für bis zu 24 Tage am „bluten“ gehalten werden, wird hier in Hernstein der um ein Vielfaches aufwändigere, natürliche Weg beibehalten: Ohne Zusatzmittel harzen die Bäume nur etwa 24 Stunden und müssen daher laufend nachgehobelt werden. Alle Arbeitsschritte, die uns heute gezeigt wurden, präsentieren das Bild einer lohnenden, aber extrem anstrengenden Arbeit des Pechers – vor allem, wenn man bedenkt, dass ein Mann Tausende Bäume pro Jahr betreut.

Auf Wikipedia und im Meraner Stadtanzeiger hab ich Artikel gefunden, die die Fakten ganz gut zusammenfassen. Ich kann aber jedem empfehlen, dem Pecherhof selber einen Besuch abzustatten und eine Führung mitzumachen. Allein Herr Schreieck ist ein Erlebnis für sich. Lebendiger und authentischer kann man ein Handwerk nicht präsentieren.

Durch den extrem trockenen vergangenen Winter und den dadurch bedingten späteren Saisonbeginn gibt es die frischen Salben und Cremes erst in etwa drei Wochen wieder zu kaufen. Ich werde mir beizeiten Rohharzbalsam (filtriertes reines Schwarzkiefernharz) besorgen und versuchen, selber Salben daraus zu herzustellen. Bericht folgt natürlich. 🙂

Wer Interesse hat, hier die Kontaktdaten:

Harzgewinnung Hernstein
Pecherhof
A-2560 Hernstein

Tel.: 02633 / 47268
Fax: 02633 / 47519
info@pecherei.com
MO-DO 8:00-12:00, 13:30-16:30
FR 8:00-12:00