Komödianten-Stadl

Bei uns spielen sich in letzter Zeit zuweilen Szenen wie in einer schlechten Komödie ab. Der Grund dafür ist – wie könnte es anders sein – Charlie, unsere zahme Hauskrähe. Wobei „zahm“ mittlerweile nicht mehr der richtige Ausdruck ist. Immer öfter fällt er bereits in die Kategorie „aufdringlich“.

So passiert diese Woche beim Versuch, auf der Terrasse Mittag zu essen, und so blöd gelaufen, dass es sowieso keiner glaubt: 😀

Ich richte mir also meinen Salat samt Zubehör appetitlich auf dem Tisch an und lasse den Hund nochmal durch den Garten sausen. Die Luft ist rein – kein Charlie in Sicht.

Es vergehen keine zwei Minuten, und die Krähe biegt im Sturzflug um die Hausecke, worauf Athena natürlich sofort durchdreht. Ich erwische sie gerade noch am Halsband, hieve sie hoch und trage das tobende Tier zurück in Richtung Terrassentüre. Anders ist sie nicht zu bändigen.

Auf halbem Weg … landet der freche Vogel auf meiner Schulter, zehn Zentimeter vom kläffenden Hundemaul entfernt. Nur mit Mühe erreiche ich die Türe zum Wohnzimmer, „werfe“ quasi die Hündin ins Haus und schlage die Türe hinter ihr zu. Uff, sehr knapp.

Der Tumult auf den letzten Metern dürfte Charlie weniger gefallen haben, weshalb er den Platz auf meiner Schulter kurzerhand gegen den in meiner Salatschüssel am Tisch getauscht hat. Was ich allerdings erst bemerke, als ich mich schnaufend umdrehe, und mit einem lauten Schrei quittiere, er solle sich doch bitte lieber an seine Mehlwürmer halten.

Das wiederum erschreckt den Kater Moritz, der im oberen Stock das bunte Treiben vom offenen Fenster aus beobachtet hat. Anstatt einen Schnellstart zurück ins Zimmer hinzulegen, verliert er offenbar den Halt und plumpst herunter mitten in die Pfingstrosen. Er trägt’s mit Fassung und startet in Richtung Terrasse, wo die Krähe immer noch meinen Salat bearbeitet. Wenigstens schaffe ich es, ihn rechtzeitig abzufangen, bevor er da auch noch mitmischt. Schnapp, ab ins Obergeschoß, diesmal allerdings bei geschlossenen Fenstern.

Der Salat ist mittlerweile über den ganzen Tisch ausgebreitet und krähenbedingt ungenießbar, weshalb Charlie ihn gleich als Mittags- und Abendration zugeteilt bekommt. Dafür gibt’s keine Leckerlis mehr heute.
Und für mich hat sich das Mittagessen erledigt, weil ich in einer halben Stunde zum Zug nach Wien muss. Wirklich seeeehr gesund, so ein Müsliriegel, den man unterwegs gegen zunehmendes Magenknurren kauen kann.

Schade, dass es von der Aktion keinen Film gibt. Glaubt aber so und so niemand.

Hier noch ein paar aktuelle Fotos von unserer frechen Hauskrähe, die mittlerweile nicht mal mehr davor zurückschreckt, uns ins Haus zu folgen. Zum Glück ist sie bei fremden Personen nicht ganz so mutig, was ihr vermutlich so manchen unangenehmen Zusammenstoß mit der menschlichen Spezies erspart. 🙂

Charlie am Zeitschriftenstapel

Charlie auf Herberts Schulter