Samen-Ernte für Pseudogetreide

Die Samen vieler Garten-„Unkräuter“ können sehr gut als Gewürz oder auch gesundes Pseudogetreide in der Küche verwendet werden. Einige verwandte Arten kennt man sogar aus dem „Exoten-Regal“ im Bioladen, z.B. Quinoa oder Amarant!

Weißer Gänsefuß (Chenopodium album) wächst bei uns massenhaft am „Misthaufen“ und anderen unkultivierten Flächen. Die jungen Blätter verwenden wir ganz gerne als Salat bzw. gekocht als Spinat. Letzteres ist dabei bekömmlicher, wenn man die Pflanze öfter genießen will, da durch das Kochen der relativ hohe Saponingehalt reduziert wird.

Da nun eine Unmenge an Samen an den bis zu 1,5 Meter hohen Stauden hängt, hab ich recherchiert, was man damit anstellen könnte. Die Pflanze stammt aus derselben Gattung wie der bekannte Quinoa (Chenopodium album – Chenopodium quinoa), was es nahelegt, sie ebenso zu verwenden.

In Indien werden die Gänsefuß-Samen angeblich sogar dem Buchweizen vorgezogen. Man kocht daraus Grütze, kann sie aber auch zu Mehl verarbeiten. Als Brot sind sie aber nicht so gut verdaulich wie in gekochtem Zustand.
Die Samen können auch zu Sprossen gekeimt und Salaten zugegeben werden. Es wird empfohlen, sie über Nacht einzuweichen und vor der Zubereitung gut abzuspülen, um die Saponine zu entfernen.

Damit ist der Weiße Gänsefuß dem Quinoa in der Tat sehr ähnlich in der Verwendung. Auch der südamerikanische Verwandte schützt sich durch bitter schmeckende Saponine, die auf der Samenschale liegen, vor Schädlingen und Ungeziefer. In ungeschältem Zustand ist Quinoa daher ungenießbar. Handelsüblicher Quinoa ist geschält oder gewaschen und dadurch vom Saponin befreit und entbittert. Durch das Kochen wird nochmal etwa ein Drittel der eventuell verbliebenen Saponine unschädlich gemacht.

Hier ein Film zum Thema auf ARTE:
http://www.arte.tv/de/bolivien-das-jahr-der-quino/7516376,CmC=7516380.html

Interessanterweise stammt auch der bekannte Erdbeerspinat, Chenopodium foliosum, aus derselben Pflanzengattung. Ihn hatte ich letztes Jahr im Garten, allerdings mit eher bescheidenem Erfolg.

Auf jeden Fall hab ich die samenbesetzten Wedel des Gänsefuß nun abgeschnitten und zum Trocknen und damit Haltbarmachen kopfüber in luftige Säcke auf den Dachboden gehängt, worin sie dann auch gleich ausgedroschen werden. Mal sehen.Gänsefuß-SamenInteressant in diesem Zusammenhang ist auch der Fuchsschwanz (Amaranthus), der ebenfalls in rauhen Mengen im Garten wächst. Seine Samen sind als der bekannte „Amarant“ (oder „Amaranth“) im Handel erhältlich. Auch diese Samenstände werde ich versuchen zu trocknen, auszudreschen und so für den Winter zu konservieren.

Was ich dann noch probieren möchte, ist selbstgemachtes „Amaranth-Popkorn“:
Eine Pfanne wird ohne Zugabe von Fett stark erhitzt. Dann bedeckt man den Boden mit Amaranth-Körnchen und nimmt die Pfanne sofort von der Herdplatte. Deckel drauf, kurz schwenken und schon beginnen die Körnchen aufzupoppen.

Im Moment sind noch nicht alle Gänsefuß-Stauden im Samen-Stadium, und deshalb hat’s gestern die „Nachzügler“-Dolden ausgebacken in Bierteig gegeben, was sehr fein geschmeckt hat:Gänsefuß-Dolden in BierteigDafür einfach einen Backteig aus

1 Ei (oder Ei-Ersatz, wenn vegan)
1/8 lt Bier
1 Prise Salz
8 dag Mehl

rühren, kurz rasten lassen, dann die Dolden durchziehen und in heißem Fett herausbacken. Gut abtropfen lassen und gleich servieren. Sehr fein zum Dippen.